Gesundheit Gesundheit: Strahlenopfer erheben Klage

Berlin/dpa. - Strahlengeschädigte Soldaten der Bundeswehr habenam Dienstag das Verteidigungsministerium verklagt. Die Bundeswehrhabe bis in die 80er Jahre «systematisch» Vorschriften zum Schutz vonSoldaten vor Röntgenstrahlen an Radargeräten verletzt, sagte ihrRechtsanwalt Reiner Geulen in Berlin.
An den Landgerichten Bonn und Frankfurt (Oder) wurden insgesamtsechs Musterklagen wegen Versäumnissen der Bundeswehr sowie derfrüheren Nationalen Volksarmee der DDR eingereicht. DieSchadenersatzforderungen seiner 773 Mandaten bezifferte Geulen aufinsgesamt mehr als 100 Millionen Euro. 171 ehemalige Soldaten seieninzwischen an Krebs gestorben.
Geulen kündigte für Mai auch Klagen gegen US-amerikanischeHersteller von Radargeräten an. Das Gesamtvolumen liege hier bei 350Millionen US-Dollar (rund 400 Millionen Euro). Die Hersteller hättenüber die Strahlengefahren der Geräte nicht ausreichend informiert.
Der Anwalt warf Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) vor,sein im vergangenen Sommer gegebenes Versprechen einer schnellen undgroßzügigen Entschädigung der Opfer gebrochen zu haben. Er hätte dieKlagen gerne vermieden, sagte Geulen. Scharping gehe aber «schäbig»mit den Soldaten um, die in den 60er und 70er Jahren verstrahltworden seien. Geulen wird nach eigenen Worten notfalls bis vor denBundesgerichtshof ziehen, um die Entschädigungen durchzusetzen.