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Gesundheit Gesundheit: Mehr als 2600 Medikamente bereits zuzahlungsfrei

01.09.2006, 15:09

Berlin/dpa. - Durch das Arzneimittel-Spargesetz stieg die Zahl der zuzahlungsfreienMedikamente innerhalb von zwei Monaten um mehr als 25 Prozent, wieder Bundesverband der Betriebskrankenkassen (BKK) am Freitag inBerlin mitteilte. Die Zuzahlung von fünf bis zehn Euro sei bis MitteAugust schon für 2637 Arzneimittel weggefallen. Beim Start derNeuregelung Anfang Juli seien es lediglich 2102 Arzneimittel gewesen.

BKK-Vorstandschef Wolfgang Schmeinck sprach von einem vollenErfolg der gesetzlichen Neuregelung: «Die Arzneimittelpreise sinken,viele Versicherte sparen Zuzahlungen und die Krankenkassen Ausgaben.»Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sagte, durch dasGesetz sei der Anstieg der Arzneimittelausgaben schon im zweitenQuartal gebremst worden. Die jüngsten Zahlen zeigten, dass sich diesegünstige Entwicklung im zweiten Halbjahr verstärken wird.

Seit Anfang 2004 mussten Patienten für ein verordnetes Mittel zehnProzent des Preises selbst zahlen - mindestens fünf und maximal zehnEuro. Das in diesem Jahr in Kraft getretene Arzneimittel-Spargesetzsieht jedoch eine Zuzahlungsbefreiung bei besonders preisgünstigenMedikamenten vor. Dass die Zahl der betroffenen Medikamente seit demReformstart am 1. Juli nur stufenweise wächst, hängt damit zusammen,dass die Hersteller zunächst über eine Preissenkung entscheidenmüssen, ehe die Krankenkassen den Verzicht auf die Zuzahlunggenehmigen. Zudem werden unterschiedliche Gruppen von Arzneimittelnerst nach und nach in die Reform einbezogen.

Laut BKK Bundesverband wird die Zuzahlungsbefreiung von derzeit 79Festbetragsgruppen mit insgesamt rund 5000 Arzneimitteln auf weitere130 Festbetragsgruppen mit fast 15 000 Medikamenten erweitert.Voraussetzung sei jedoch, dass die Hersteller auch dort ihre Preisesenken. «Jetzt entscheidet die Pharmaindustrie», sagte Schmeinck.Nach Berechnungen der Betriebskrankenkassen steckt darin einjährliches Sparpotenzial von bis zu 682 Millionen Euro für diePatienten und bis zu 436 Millionen Euro für die gesetzlichen Kassen.

Die Hersteller von Nachahmer-Präparaten warnten jedoch davor, denVersicherten Sand in die Augen zu streuen. Durch dieZuzahlungsbefreiung werde ausschließlich auf die ohnehin preiswertenGenerika ein zusätzlicher Preisdruck ausgeübt, sagte der ErsteGeschäftsführer des Branchenverbandes Pro Generika, Hermann Hofmann.Das Hauptproblem seien jedoch teure «Scheininnovationen» ohnetherapeutischen Nutzen.