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Gesundheit Gesundheit: Ärzte warnen vor Krankheiten durch Armut

04.05.2005, 14:54

Berlin/dpa. - «Je niedriger die soziale Schichtzugehörigkeit, desto größer dieKrankheitslast», stellte der Düsseldorfer Medizinsoziologe JohannesSiegrist fest. Die Gründe: materielle Einschränkungen, ungünstigesWohnen, instabile Familienverhältnisse und gesundheitsschädigendesVerhalten führen zu Krankheiten.

Um die Entwicklung zu immer mehr kranken Armen und Arbeitslosen zustoppen, schlug der Vorstand der Bundesärztekammer vor, sozialSchwache von der Praxisgebühr komplett zu befreien. Außerdem dürftennur Erwachsene zu Zuzahlungen bei Arzneimitteln verpflichtet werden,sagte Henke. In den «unterprivilegierten Lebenswelten» müssten dieÄrzte auch öfter selbst zu den Patienten gehen. Letztlich könntenaber nur mehr Arbeitsplätze dazu führen, die «gesundheitlichkatastrophalen Folgen» der Beschäftigungslosigkeit zu verringern.«Wir Ärzte können Deutschland nicht mit dem Skalpell in eine Inselder Glückseligen verwandeln», sagte Henke.

Dem besonders in Ostdeutschland ausgeprägten Praxissterben wollendie Ärzte mit einem eigenen Vorschlag begegnen, nach dem dieMediziner in dünn besiedelten Regionen besser zusammen arbeiten - inso genannten Ärztlichen Versorgungszentren (ÄVZ). «Bisher sind dieÄrzte weitgehend auf sich allein gestellt», sagte Franz Gadomski,Vorsitzender des Ausschusses Ambulante Versorgung derBundesärztekammer. Das bedeute viel Arbeit und wenig Freizeit - derBeruf in sei im ländlichen Raum daher unattraktiv.

An den von der Bundesregierung favorisierten MedizinischenVersorgungszentren (MVZ) bemängeln die Ärzte, dass sie oft vongewinnorientierten Trägergesellschaften betrieben würden.

Nach Angaben der Bundesärztekammer ist die Zahl der Ärzte inOstdeutschland im ersten Halbjahr 2004 erneut gesunken, Hausärzteseien mit minus 1,1 Prozent überdurchschnittlich betroffen gewesen.Zunehmend fehle es an Nachwuchs. 38 Prozent der Medizinstudentenbrächen ihr Studium ab. Viele Uni-Absolventen gingen ins Ausland,weil sie in Deutschland wegen unsicherer Verdienstmöglichkeiten nichtmehr wagen, eine Praxis zu gründen. Gadomski machte auch zunehmendeBürokratie für mangelnde Attraktivität des Arztberufs verantwortlich:«Die Papierflut im Praxisalltag wird unerträglich.»

Die Sorgen der Ärzte (Grafik: dpa)
Die Sorgen der Ärzte (Grafik: dpa)
dpa
Armutsrisiko in Deutschland (Grafik: dpa)
Armutsrisiko in Deutschland (Grafik: dpa)
dpa