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Gesundheit Gesundheit: 31 000 schwule Männer sind HIV-positiv

28.11.2005, 16:49
Ein Fahrradfahrer fährt an einem Werbeplakat-Plakat zur Verhütung von Aids vorbei. (Foto: dpa)
Ein Fahrradfahrer fährt an einem Werbeplakat-Plakat zur Verhütung von Aids vorbei. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Bonn/Berlin/New York/dpa. - Zum Weltaidstag (1. Dezember) mahnte UN-Generalsekretär Kofi Annan die internationale Gemeinschaft, den Kampf gegen die globale Epidemie der Immunschwäche zu verstärken. «HIV/Aids ist weltweit gesehen die größte medizinische Katastrophe der Neuzeit seit Auftreten der Pest im 14. Jahrhundert», sagte auch RKI-Präsident Reinhard Kurth. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen und die Kindernothilfe forderten speziell auf Kinder zugeschnittene Aidsmedikamente.

Weltweit hat die Aidsepidemie mit erstmals mehr als 40 MillionenInfizierten einen neuen Höchststand erreicht, wie aus dem kürzlich veröffentlichten Weltaidsbericht 2005 hervorgeht. Während der Schwerpunkt in Afrika liegt, ist Deutschland wie die übrigen Industrienationen zwar weniger stark betroffen. Doch durch wachsende Sorglosigkeit steigen die Infektionszahlen in vielen Industrieländern zurzeit Besorgnis erregend an. In Deutschland leben nach RKI-Angaben inzwischen rund 49 000 HIV-Infizierte. Etwa 31 000 davon sind Männer mit homosexuellen Kontakten. Auf diese Gruppe entfallen auch etwa 70 Prozent der Neuinfektionen dieses Jahres.

Heterosexuelle Kontakte hatten in Deutschland dem RKI zufolgeeinen Anteil von 20 Prozent an den HIV-Infektionen im laufenden Jahr, verseuchte Drogen-Spritzen 9 Prozent. In einem Prozent aller Fälle steckten Schwangere ihre Kinder an. Jede 5. neue Ansteckung wird nach Informationen der Aids-Stiftung bei Menschen festgestellt, die aus besonders von HIV betroffenen Regionen der Welt nach Deutschland gekommen sind.

Im vergangenen Jahre wurden nach RKI-Daten 2058 neue HIV-Infektionen gemeldet, 2003 waren es 1827. Ein direkter Vergleich mitden geschätzten Infektionen für dieses Jahr ist nach Institutsangabennicht möglich, weil zwischen Infektion und Test ein unterschiedlichlanger Zeitraum liegen kann. Das günstige deutsche Abschneiden iminternationalen Vergleich zeigt nach Darstellung der Aids-Stiftungzwar, dass die Prävention in Deutschland insgesamt erfolgreich ist.Der beobachtete Zuwachs stützte aber die Forderung nach einerverstärkten Aufklärung der breiten Öffentlichkeit, sagteStiftungsvorstand Ulrich Heide.

Nach Annans Worten hat die Welt große Fortschritte im Kampf gegendie Immunschwäche gemacht. «Wir sehen Zeichen des Fortschritts infast allen Regionen der Welt», sagte der UN-Generalsekretär in NewYork. Heute stünden jährlich rund 8 Milliarden US-Dollar (6,8Milliarden Euro) für die Aids-Bekämpfung in den Entwicklungsländernzur Verfügung. Vor zehn Jahren seien es nur 300 Millionen US-Dollargewesen. Um die Verbreitung von Aids bis zum Jahre 2015 zu stoppen,müsse allerdings noch sehr viel mehr getan werden. «Aids zu stoppen,ist nicht nur ein Millenniums-Entwicklungsziel für sich, sondern eineVoraussetzung für die meisten anderen Ziele», betonte Annan.

«Jeder sechste Mensch, der an Aids stirbt, ist ein Kind. Trotzdemgibt es immer noch keine Aids-Medikamente speziell für Kinder, derenKörper einfach anders funktionieren», bemängelte die SchauspielerinNatalia Wörner zum Start der Aids-Kampagne der Kindernothilfe. Dazuberichtete die medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen inKenias Hauptstadt Nairobi, Rachel Thomas: «Da wir keine für Kinderdosierten Kombinationspräparate haben, müssen wir dieErwachsenentabletten mit Mörsern zerkleinern.» Damit sei jedoch keinegenaue Dosierung möglich.

Weltweit sterben nach Angaben der Hilfsorganisation Millionen HIV-infizierte Kinder vor ihrem zweiten Geburtstag, weillebensverlängernde Medikamente fehlen. Weil in armen Ländern kaumGewinn zu erwarten sei, investierten jedoch nur wenigePharmaunternehmen in entsprechende Medikamente und Tests.