Gespräch Gespräch: USA erwarten von Deutschland mehr Militäranstrengungen
Washington/dpa. - Die US-Regierung erwartet nach Ansicht desamerikanischen Verteidigungs-Experten Helmut Sonnenfeldt insbesonderevom NATO-Partner Deutschland größere militärische Anstrengungen. «DieUS-Regierung denkt seit längerem, dass die Deutschen wie viele andereNATO-Verbündete in Europa einfach zu wenig in die Verteidigunginvestieren», sagte der Direktor des Atlantischen Rats der USA ineinem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Auch wenn die USA «die NATO nicht als eine globale militärischeAllianz betrachten, so geht es doch verstärkt auch um Einsätzeaußerhalb der NATO-Grenzen». Vor allem der weltweite Kampf gegen denTerrorismus werde Einsätze dort erforderlich machen, «wo Terroristenihre Basen und Infrastruktur haben, wo ihre Führer leben», sagteSonnenfeldt. «Bisher wenden die Europäer nicht genug Ressourcen fürden Militärbereich auf, weder für eine europäische Verteidigung (...)noch für die NATO - darüber besteht in Washington Konsens auchaußerhalb dieser Regierung», betonte der Wissenschaftler vomBrookings-Institut in Washington.
«Die meisten europäischen NATO-Mitglieder tun einfach weniger alssie sollten (...). Viele sind dem Denken in den Kategorien des Ost-West-Konflikts verhaftet, aber heute geht es um andereHerausforderungen.» Weniger von Bedeutung seien Militär-Prestigeobjekte wie das jüngste französische Projekt einesFlugzeugträgers. Europa müsse mehr Geld aufwenden und bereit sein,bei militärischen Einsätzen auch außerhalb des NATO-GebietsVerantwortung zu übernehmen.
Über eine Ausweitung des NATO-Engagements im Irak mache sich dieUS-Regierung keine Illusionen mehr. «Dennoch hofft die Regierung,dass die NATO sinnvolle Aufgaben, beispielsweise im Bereich dermilitärischen Ausbildung übernimmt», meinte Sonnenfeldt. Eine völligeVerweigerungshaltung der Europäer, im Irak zu helfen, «würde einesehr negative Reaktion nicht nur bei der Regierung, sondern auch inder öffentlichen Meinung in den USA mit sich bringen.»