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Gespräch Gespräch: »Schwamm-drüber verbietet sich»

Von Magdeburg/MZ. 30.03.2001, 15:32

Magdeburg/MZ. - Was meinen Sie, sollen stasibelastete MDR-Mitarbeiter heute Sendungen moderieren dürfen?

Ahrberg: Ich meine, solche Mitarbeiter sollten nicht für Sendungen verantwortlich sein oder diese gar moderieren. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit. Gerade eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt wie der MDR muss mit der DDR-Vergangenheit sehr sensibel umgehen. Unsere Behörde hat empfehlende Kriterien für die Bewertung einer früheren inoffiziellen Tätigkeit für die Staatssicherheit erarbeitet. Danach hätte ein Teil der jetzt betroffenen MDR-Mitarbeiter überhaupt nicht weiter beschäftigt werden dürfen.

Welche Kriterien sollten eine Weiterbeschäftigung Ihrer Ansicht nach ausschließen?

Ahrberg: Zum einen ist das die Weitergabe von personenbezogenen Informationen, die über das berufliche Umfeld hinausgehen. Zu berücksichtigen ist auch, ob sich jemand auf konspirative Praktiken eingelassen oder für seine Informationen Geld erhalten hat. Und wichtig sind natürlich auch Zeitdauer und Intensität der Zusammenarbeit mit dem MfS.

Viele frühere DDR-Bürger sagen, zehn Jahre nach der Wiedervereinigung sollte die Stasi-Diskussion endlich abgeschlossen werden. Haben Sie dafür ein bisschen Verständnis?

Ahrberg: Wer Geschichte ernsthaft aufarbeiten will, um sie zu verstehen und aus möglichen Fehlern zu lernen, der darf nicht den nächsten Fehler machen und historische Fakten und Zusammenhänge ab einem bestimmten Datum einfach verdrängen. Auch gegenüber den Opfern verbietet sich eine solche Schwamm-drüber-Mentalität.

Außerdem ist es doch nicht so, dass frühere Stasi-Verstrickungen auf alle Ewigkeit in der beruflichen Stellung eine Rolle spielen. Per Gesetz ist festgelegt, dass solche Dinge ab 2006 verjährt sind und niemandem im Rechtsverkehr mehr vorgehalten dürfen.

Wird die Behörde der Landesbeauftragten dann überflüssig?

Ahrberg: Unsere Arbeit hat sich bereits jetzt verändert. In den zurückliegenden Jahren standen vor allem die so genannten Stasi-Überprüfungen im öffentlichen Dienst im Mittelpunkt.

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