Gesellschaft Gesellschaft: 150 Jahre Jugendweihe mit Festakt begangen
Berlin/dpa. - Der Vorsitzende des Humanistischen Verbandes Deutschland, RolfStöckel, setzte sich in seiner Ansprache für Feiern ein, die frei vonparteipolitischen Inhalten sein müssten. Gerade aus der Erfahrung desMissbrauchs der Jugendweihe in der DDR als politisches Instrumenterwachse die Verpflichtung, «die Ungebundenheit unserer Feier anpolitische Ideologien und Dogmen wie bisher zu pflegen».
Der ehrenamtliche Präsident des Dachverbandes FreierWeltanschauungsgemeinschaften, Volker Mueller, erklärte, dieJugendweihe sei inzwischen Normalität und gehöre zur Kultur desLandes, sollte sie auch weltanschaulich umstritten sein. Die Feiernleisteten einen unverzichtbaren Beitrag zur Integration Jugendlicherins demokratische Gemeinwesen.
Der Präsident der Jugendweihe Deutschland e.V., Werner Riedel,berichtete von einer «Westausdehnung» der weltlichen Zeremonie. Sosei im vergangenen Jahr der Landesverband Hamburg in denBundesverband aufgenommen worden.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Nooke kritisierte in einerPresseerklärung die Jugendweihe als «weltlichen Atheismus». Nooke,der mit so genannten «Maiglocken»-Festen politisch nicht vorbelasteteFeiern anbieten wollte, sagte weiter, die derzeitigen Jugendfeiernseien keine weltanschaulich neutralen Veranstaltungen, sondern nachwie vor gegen die «abendländisch-christlichen Traditionen» gerichtet.
Die Jugendweihe für konfessionell nicht gebundene Jugendlichewurde am 20. Mai 1852 in Nordhausen (Südharz) im damaligen Preußenvon dem Politiker und freireligiösen Prediger Eduard Baltzer (1814-1887) ins Leben gerufen. Die freigeistige Bewegung mit ihrerForderung der «Trennung von Thron und Altar» hatte nach Meinung vonHistorikern mit der Revolution von 1848 den entscheidenden Auftrieberhalten.