Geschichte Geschichte: Rasche Lösung für Kriegsgräber in weiter Ferne

Kassel/dpa. - Selbst wenn für einen deutschen Soldatenfriedhof bald ein geeignetesGelände gefunden werde, könnten die ersten Toten dort wohl erst 2008begraben werden, sagte der Sprecher des Volksbundes DeutscheKriegsgräberfürsorge, Fritz Kirchmeier, am Mittwoch in Kassel. DieTschechen wollten aber eine Lösung innerhalb weniger Monate.
Um die in Pappkartons im nordböhmischen Usti nad Labem (Aussig)aufgestapelten Gebeine ist Streit entstanden, weil der Volksbundeinen in Prag geplanten Friedhof aus Geldgründen nicht verwirklichenwill. Die Restaurierung des als dauerhafte Ruhestätte vorgesehenenehemaligen Evangelischen Friedhofs werde aus Denkmalschutzgründenüber zwei Millionen Euro kosten, was der Volksbund nicht finanzierenkönne, sagte Kirchmeier. 2005 sei das Projekt daher abgesagt worden.
Seitdem seien bereits einige andere Areale in Augenscheingenommen, aber noch kein geeignetes gefunden worden. Über einenmöglichen Ausweg aus dem Konflikt wollten der Volksbund und eindeutscher Botschaftsvertreter am Mittwoch mit dem Bürgermeister vonUsti beraten. Kirchmeier rechnete aber nicht mit einer schnellenLösung.
Die Lagerung der Gebeine gefallener Soldaten in einer Fabrikhallesei nichts ungewöhnliches, sagte Kirchmeier. «Das ist für uns Alltag,keine Sensation.» Die 4300 in Usti aufbewahrten Toten hätten sichdort in den vergangenen Jahren angesammelt. Der Volksbund habe siedort vor ihrer endgültigen Beisetzung an sicherem Ort unterbringenwollen. Die provisorischen Grablagen und Soldatenfriedhöfe, von denendie Toten umgebettet werden, würden nämlich oft überbaut oder vonGrabräubern heimgesucht.
«Es ist nicht selbstverständlich, Friedhöfe für deutschen Soldatenaus dem Zweiten Weltkrieg anzulegen», sagte Kirchmeier. Wie nun inTschechien habe es auch in anderen Ländern immer wieder Problemegegeben. Berichte tschechischer Zeitungen über die in Usti lagerndenGebeine hätten verborgene Ressentiments wieder geweckt. Für deutscheGefallene habe der Volksbund in Tschechien seit Anfang der neunzigerJahre bereits zehn Friedhöfe angelegt.
Der Volksbund kümmert sich seit 84 Jahren um das Anlegen undPflegen der Gräber deutscher Soldaten beider Weltkriege im In- undAusland. Er finanziert sich zu 90 Prozent aus Spenden undMitgliedsbeiträgen. Den Rest des 40-Millionen-Euro-Budgets steuernBund und Länder bei.