Geschichte Geschichte: Enttäuschung auf Pfingsttreffen der Vertriebenen
Augsburg/dpa. - Stoiber nannte die Benes-Dekrete «eine offene Wunde in Europa»,die der europäischen Verfassung widersprechen. Durch die nach demersten Nachkriegspräsidenten Edvard Benes benannten Dekrete waren dieSudetendeutschen enteignet und vertrieben worden.
Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft undCSU-Europa-Abgeordnete Bernd Posselt nannte den tschechischenStaatspräsidenten Vaclav Klaus einen «europolitischen Geisterfahrer».Er forderte Klaus auf, seine «aggressive Propaganda» gegen dieeuropäische Verfassung einzustellen.
Die Sudetendeutschen begrüßten die europäische Verfassung mitihrem Verbot der Vertreibung, dem Diskriminierungsverbot und der inihr enthaltenen Rechte für Volksgruppen und Minderheiten. Posseltbekräftigte den Anspruch der Sudetendeutschen auf ein «Recht aufHeimat» in Versöhnung mit dem tschechischen Volk.
Der Sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe, Böhm, warf dertschechischen Regierung «historische Blindheit» und «erschreckendeSprachlosigkeit» zum Thema der Vertreibung vor. Er forderte wieStoiber einen direkten Dialog der tschechischen Regierung mit denSudetendeutschen.
Stoiber sprach sich für einen «Dialog auf gleicher Augenhöhe» aus.Er sei bereit, eine Vermittlerrolle zu übernehmen. Ein solcher Dialogwäre ein «Durchbruch» im Verhältnis zwischen Sudetendeutschen undTschechen. Als einen Versuch der Störung der gutnachbarlichenBeziehungen zwischen Bayern und Tschechien nannte Stoiber eine fürPfingstmontag geplante Enthüllung eines Benesch-Denkmals inTschechien.
Zu 56. Sudetendeutschen Treffen unter dem Motto «Vertreibungüberwinden - Ausgleich schaffen» waren nach Angaben derLandsmannschaft rund 50 000 Teilnehmer nach Augsburg gekommen. Dertschechische Alt-Bischof Josef Koukl (78) hatte für seine Verdiensteder Versöhnung zwischen Sudetendeutschen und Tschechen dendiesjährigen Europäischen Karls-Preis erhalten. Frühere Preisträgerwaren der ehemalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß(CSU), der einstige Bundespräsident Karl Carstens (CDU) und derösterreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP).