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Gefasster Terrorverdächtiger Gefasster Terrorverdächtiger: Dschaber A. plante Anschlag in Deutschland

10.10.2016, 04:20
Polizei und Kriminaltechnik durchsuchen die Wohnung in Leipzig, in der der tatverdächtige Syrer festgenommen wurde.
Polizei und Kriminaltechnik durchsuchen die Wohnung in Leipzig, in der der tatverdächtige Syrer festgenommen wurde. dpa-Zentralbild

Leipzig - Der nach dem Bombenfund von Chemnitz festgenommene Terrorverdächtige Dschaber A. hatte nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler Kontakte zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Vorgehensweise und das Verhalten des Verdächtigen sprächen derzeit für einen „IS-Kontext“, sagte der Leiter des Landeskriminalamts Sachsen, Jörg Michaelis, am Montag in Dresden.

Er arbeitete möglicherweise an einer Sprengstoffweste

Der 22-jährige Flüchtling habe nach vorliegenden Erkenntnissen an einem „Sprengsatz möglicherweise in Form einer Sprengstoffweste“ gearbeitet. Die an das LKA in Dresden übermittelten Informationen besagten laut Michaelis, dass A. „aktuell ein Sprengstoffattentat vorbereitet“ habe. Demnach hatte er „im Internet Recherchen zur Herstellung von Sprengsätzen durchgeführt und sich entsprechenden Grundstoffe beschafft“. „Es musste davon ausgegangenen werden, dass der Sprengsatz möglicherweise in Form einer Sprengstoffweste kurz vor der Fertigstellung steht oder bereits einsatzbereit ist“, sagte Michaelis.

Einem Medienbericht zufolge dank des Hinweises eines syrischen Landsmannes gefasst worden. Der Verdächtige habe am Leipziger Hauptbahnhof einen anderen Syrer angesprochen, ob er bei ihm übernachten könne, berichtete „Spiegel Online“ am Montag ohne Angabe von Quellen. Dieser habe ihn dann zu sich nach Hause eingeladen und am Abend die Polizei informiert, nachdem er von der Fahndung gehört habe.

Die Polizisten hätten den Gesuchten um 00.42 Uhr gefesselt in der Wohnung vorgefunden.

Sächsische Polizei: „Wir sind überglücklich“

Der mutmaßliche Anschlagsplaner von Chemnitz war in der Nacht zum Montag in Leipzig festgenommen worden. Die Festnahme hatte die sächsische Polizei am Montagmorgen über den Kurznachrichtendienst Twitter mitgeteilt. 

Der 22-jährige Syrer war seit Samstag auf der Flucht. Die Umstände der Festnahme sind noch ungeklärt. Bundesweit hatte die Polizei mit Hochdruck nach dem Verdächtigen gesucht, der Kontakte zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) haben soll. Die Sicherheitsvorkehrungen an Bahnhöfen und Flughäfen wurde verschärft. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen.

LKA weist Pannenvorwürfe zurück

Die Polizei hatte am Samstag in einer Wohnung in Chemnitz Sprengstoff gefunden und geht davon aus, dass der jungen Mann einen „islamistisch motivierten Anschlag“ begehen wollte - allerdings war der als Flüchtling nach Deutschland gekommenen Mann vor dem Zugriff entkommen. Die Beamten gaben in dem Plattenbau-Viertel einen Warnschuss ab und sahen ihn auch, konnten ihn aber nicht fassen. Das Landeskriminalamt wies Vorwürfe zurück, es sei eine Panne passiert.

In dem noch nicht geräumten Haus habe man zu Recht Sprengstoff vermutet, sagte ein LKA-Sprecher. „In so einer Situation können wir nicht ins Risiko gehen.“

Hochexpolsiver Sprengstoff gefunden

Bei der anschließenden Erstürmung einer Wohnung, in der sich der 22-jährige Dschaber al-Bakr aufgehalten hatte, waren mehrere Hundert Gramm eines hochexplosiven Sprengstoffs gefunden worden. In Chemnitz in Gewahrsam genommen und befragt wurde am Sonntag ein weiterer Mann, der Kontakt zu dem gesuchten Syrer gehabt haben soll, wie die Polizei zuvor mitteilte.

Das Spezialeinsatzkommando hatte auch hier die Tür aufgesprengt.
Nach Informationen von „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR fanden sich in der Chemnitzer Wohnung etwa 500 Gramm bereits gemischter Sprengstoff und etwa ein weiteres Kilo Chemikalien, die zum Bombenbau geeignet sind.

Außerdem stellte die Polizei Zünder sicher und Teile, die nach erster Bewertung zur Herstellung von Rohrbomben gedient haben könnten. Dem Bericht zufolge stand der Syrer offenbar über das Internet in Verbindung mit dem IS.

Laut Bundesanwaltschaft einen islamistisch motivierten Anschlag in Deutschland geplant und bereits konkret vorbereitet. Erkenntnisse dafür, dass Dschaber al-Bakr schon ein konkretes Ziel ins Auge gefasst habe, lägen aber derzeit nicht vor.

De Maizière sieht Parallelen zu Paris und Brüssel

Bundesinnenminister Thomas de Maizière sieht im Fall des Chemnitzer Terrorverdächtigen Parallelen zu den Anschlägen von Frankreich und Belgien. „Die Vorbereitungen in Chemnitz ähneln nach allem, was wir heute wissen, den Vorbereitungen zu den Anschlägen in Paris und Brüssel“, sagte de Maizière am Montag zur Festnahme eines Syrers, der möglicherweise einen Anschlag vorbereitet hat. Der 22-Jährige war in der Nacht in Leipzig gefasst worden.

Deutschland stehe unverändert im Zielspektrum des internationalen Terrorismus', sagte der Innenminister. „Die Ermittlungen zeigen, dass solche Taten, wie wir sie in Frankreich und Belgien gesehen haben, auch in Deutschland nicht auszuschließen sind.“ (afp, dpa, rtr)