Gedenken an RAF-Opfer Gedenken an RAF-Opfer: «Wunden wirken bis heute nach»

Karlsruhe/dpa. - Der Sohn des vor 30 Jahren von RAF-Terroristen ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback, Michael Buback, hatdie vorzeitige Freilassung ehemaliger Terroristen in Frage gestellt. «Wir müssen schließlich fragen, ob es wirklich richtig ist, dass Täter frühzeitig freigelassen werden, ohne dass sie sich zu ihrer Tat bekennen, ihren Tatbeitrag einräumen und sich von ihren Verbrechen distanzieren», sagte Buback am Samstag in Karlsruhe bei einer Gedenkveranstaltung der Bundesanwaltschaft, die ganz unter dem Eindruck der Debatte über vorzeitige Haftentlassungen und mögliche Begnadigungen ehemaliger RAF-Terroristen stand.
Der Buback-Sohn sprach sich erneut indirekt gegen eine Begnadigung des noch inhaftierten Ex-Terroristen Christian Klar aus. Auch Generalbundesanwältin Monika Harms ist angesichts des «fassungslosen Erschreckens» über die Tat vom 7. April 1977 skeptisch. «Die Wunden von damals wirken bis heute nach, sie sind und bleiben offen», sagte sie. In einem Interview mit den «Badischen Neuesten Nachrichten»(Samstag) hatte Harms auch darauf verwiesen, dass eine Freiheit nachlanger Haftzeit gut vorbereitet sein müsse - Haftlockerungen habe esaber bislang im Fall Klar keine gegeben, weil dessenMindestverbüßungszeit erst in zwei Jahren ende.
«Gnade welch ein großes Wort vor dem Hintergrund der Taten desJahres 1977, die diejenigen zu verantworten haben, die sich selbstRote Armee Fraktion - RAF - nannten, auch angesichts der tiefenVerletzungen, die diese kriminelle Vereinigung, die sie wirklich war,sowohl den einzelnen Menschen wie auch der Gesellschaft insgesamtzugefügt hat», sagte Harms bei der Veranstaltung.
Das Attentat war der Auftakt zum blutigsten Terrorjahr in derGeschichte der Bundesrepublik. Die Täter hatten damals von einemMotorrad aus die tödlichen Schüssen ins Innere des Wagens von Bubackabgefeuert. Buback und sein Fahrer Johann Göbel starben noch amTatort, der Justizbeamte Georg Wurster erlag seinen Verletzungen eineWoche später. Geplant hatte den Mord unter anderem die vor kurzem ausder Haft entlassene Brigitte Mohnhaupt. Als Todesschützen kommenChristian Klar und zwei weitere Terroristen in Frage - der genaueAblauf ist bis heute ungeklärt.
Für Michael Buback ist die Entlassung Mohnhaupts - «so bitter esfür uns Angehörige ist» - nach geltenden Regelungen korrekt. Mansolle aber darüber nachdenken, ob die Regelungen zur frühzeitigenHaftentlassung für künftige Fälle «eventuell modifiziert werdensollten». Der Laie frage sich, weshalb überhaupt ein Gericht dieStrafe «lebenslänglich» ausspreche, wenn gleichzeitig die Vorschriftexistiere, dass der Verurteilte die Chance haben müsse, wieder inFreiheit zu gelangen. Er forderte eine «angemessene Strafe fürdiejenigen, die anderen das Leben nehmen». Am Gründonnerstag vor 30Jahren habe es in Karlsruhe eine «klare Hinrichtung» gegeben. Erappellierte an die Täter, endlich zur Klärung des Tathergangsbeizutragen.
Vor der Gedenkveranstaltung mit rund 130 geladenen Gästen hatteHarms mit dem Karlsruher Oberbürgermeister Heinz Fenrich (CDU) undeinem Vertreter des Bundesjustiziministeriums am Gedenkstein für dieOpfer Kränze niedergelegt. Neben dem Sohn und der Witwe von SiegfriedBuback waren auch die Familien der anderen Opfer zugegen.
Der frühere SPD-Vorsitzende und Bundesjustizminister Hans-JochenVogel hält die Entlassung von Mohnhaupt für einen «normalen Vorgang».Entscheidend für eine mögliche Begnadigung Klars müsse sein, obdieser seine Tat bedauere «und dies glaubwürdig darlegt» , sagte erdem «Tagesspiegel am Sonntag». Unionsfraktionschef Volker Kauderforderte anlässlich des Gedenktages eine intensivere Aufarbeitung derRAF-Geschichte in den Schulen. Diese müsse «fester Bestandteil desGeschichtsunterrichts» sein, sagte der CDU-Politiker der «Bild amSonntag».