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Gazastreifen Gazastreifen: Israel räumt Hochburgen radikaler Siedler

18.08.2005, 05:49
Mit Fahnen protestieren Bewohner der jüdischen Siedlung Kfar Drom im Gazastreifen gegen die Zwangsräumung aus ihren Häusern. (Foto: dpa)
Mit Fahnen protestieren Bewohner der jüdischen Siedlung Kfar Drom im Gazastreifen gegen die Zwangsräumung aus ihren Häusern. (Foto: dpa) EPA

Newe Dekalim/Jerusalem/dpa. - Israelische Sicherheitskräfte habenbeim Abzug aus dem Gazastreifen am Donnerstag Hochburgen radikalerSiedler geräumt. Nach mehr als 30-stündigen Verhandlungen stürmtenPolizisten und Soldaten zwei Synagogen in der jüdischen Siedlung NeweDekalim, wo sich etwa 1500 Gegner des Abzugs verschanzt hatten, wieein dpa-Korrespondent berichtete. Im benachbarten Kfar Darom wurdenWasserwerfer eingesetzt sowie an einem Kran befestigte Container inPosition gebracht, um Demonstranten von einem Synagogendach zu holen.Wie die israelischen Behörden mitteilten, waren am Abend 11 der 21jüdischen Siedlungen im Gazastreifen vollständig geräumt.

In Newe Dekalim, Kfar Darom und weiteren Siedlungen in Küstennähestießen die Räumungstruppen auf teilweise verzweifelte Gegenwehr. InKfar Jam drohte ein jüdischer Extremist, der sich mit anderenDemonstranten auf einem Dach verschanzt hatte, das Feuer auf dieSicherheitskräfte zu eröffnen, gab dann aber auf. DieSicherheitskräfte gingen davon aus, dass die Räumung der Siedlungenin der kommenden Woche abgeschlossen werden kann. Die Zerstörung derersten Siedlerhäuser soll nach Rundfunkangaben am Sonntag in dergeräumten Siedlung Kerem Azmona beginnen.

Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon will die Gebieteder jüdischen Siedlungen erst nach einer vollständigen Räumung an diePalästinenser übergeben. «Bis zum kompletten Abzug des letztenSoldaten und des letzten Ausrüstungsstücks werden die Palästinenserdie evakuierten Gebiete in keiner Weise betreten», sagte Scharon.Nach früheren Angaben könnte der Abzug der israelischen Armee aus demGazastreifen noch etwa vier Wochen dauern.

In Kfar Darom (deutsch: Dorf des Südens), das isoliert in derMitte des Gazastreifens liegt, hatten sich etwa tausend Demonstrantenverschanzt. Etwa 200 Protestierer wurden bis zum Nachmittagweggetragen, darunter zahlreiche Frauen, die sich in einerReligionsschule verschanzt hatten. Die große Mehrzahl derDemonstranten stamme nicht aus der Siedlung, sondern habe sich fürdie Proteste eingeschlichen, sagte ein israelischerRegierungsmitarbeiter.

Nach versuchten Übergriffen jüdischer Siedler verhängte dieisraelische Armee eine Ausgangssperre über das PalästinenserdorfMawasi, das innerhalb der Siedlerblocks Gusch Katif liegt.

US-Außenministerin Condoleezza Rice forderte Israel und diePalästinenser auf, nach dem israelischen Abzug aus dem Gazastreifenweitere Schritte auf dem Weg zur Schaffung eines Palästinenserstaateszu unternehmen. «Es kann nicht nur Gaza allein sein», sagte Rice derZeitung «New York Times» (Donnerstagausgabe). Israel müsse nach demAbzug weitere Schritte unternehmen und beispielsweise dieReisebeschränkungen für Palästinenser im Westjordanland lockern undsich aus weiteren Palästinenserstädten zurückziehen, sagte Rice. Vonden Palästinensern erwartet sie, dass sie schnell mit der Entwaffnungjener Gruppen beginnen, die den Waffenstillstand brechen wollten.

Der rechtsorientierte israelische Gesundheitsminister Danni Navehforderte als Reaktion auf das Interview, die israelische Regierungmüsse deutlich machen, dass die Räumung des Gazastreifens der letzteSchritt für sie sei und es keine weiteren Konzessionen geben werde.«Der Preis, den Israel jetzt zahlt, ist sehr hoch, und der Druck mussjetzt auf die Palästinenser ausgeübt werden.»

Dieser Mann aus der Siedlung Kerem Atzmona im Gazastreifen protestiert mit einem Davidstern und der Aufschrift «Jude» auf dem T-Shirt gegen die Räumung der Häuser. (Foto: dpa)
Dieser Mann aus der Siedlung Kerem Atzmona im Gazastreifen protestiert mit einem Davidstern und der Aufschrift «Jude» auf dem T-Shirt gegen die Räumung der Häuser. (Foto: dpa)
Pool