G-8-Gipfeltreffen G-8-Gipfeltreffen: Demo «für globale Bewegungsfreiheit»
Berlin/Rostock/dpa. - DiePolizei gab die Zahl der Teilnehmer an der Demonstration für weltweitbessere Lebensbedingungen von Ausländern mit 10 000 an, dieVeranstalter sprachen von 15 000. Bei einer anderen Demonstration kames im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen vereinzelt zu Rangeleienzwischen Polizisten und Demonstranten, die Flaschen auf die Beamtengeschleudert hatten. Die Polizei zeigte deutlich mehr Präsenz als amSamstag - personell als auch mit Wasserwerfern und Räumpanzern.
Insgesamt wurden 66 Demonstranten meist wegen Verstoßes gegen dasVermummungsverbot festgenommen. Vereinzelt holten die Beamten auchTeilnehmer aus der Menge, denen eine Beteiligung an den schwerenAusschreitungen vom Samstag vorgeworfen wird. Am Samstag waren amRande der Anti-G8-Großdemonstration in Rostock fast 1000 Menschenverletzt worden, Dutzende davon schwer.
Die Polizeigewerkschaften bekräftigten ihre Forderung nachÄnderung der bisher auf Deeskalation ausgerichteten Strategie.Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) kündigte mit Blick aufden am Mittwoch in Heiligendamm beginnenden G8-Gipfel an, gegenGewalttäter werde mit aller Härte vorgegangen. Der SchwerinerInnenminister Lorenz Caffier (CDU) unterstützte dies, bekräftigteaber, an der Deeskalationsstrategie werde festgehalten.
Bei der Demonstration unter dem Motto «Für globaleBewegungsfreiheit - gleiche Rechte für alle» forderten die Teilnehmerunter anderem «mehr Bewegungsfreiheit für Migranten» und eine Umkehrin der Asylpolitik. Um ihrem Protest Nachdruck zu verleihen,blockierten mehrere hundert Demonstranten kurzzeitig die RostockerAusländerbehörde.
Mit mehrstündiger Verspätung begann am Nachmittag der Protestzugzum Rostocker Stadthafen, dem Schauplatz der Krawalle vom Samstag.Unter den Teilnehmern waren nach Polizeiangaben rund 2500 potenzielleGewalttäter. Die Polizei stoppte den Zug zwischenzeitlich, weil nachihren Angaben einige Teilnehmer das Vermummungsverbot missachtet undsich mit Steinen bewaffnet hatten. Daraufhin legten rund 50 Autonomeihre Kleidung bis auf die Unterwäsche ab. Mehrere Hundertschaftenbegleiteten die Demonstranten in beiderseitiger Doppelreihe. DiePolizei verwehrte ihnen den Weg durch die Innenstadt und begründetedas damit, dass die Route nur für ein Fünftel der Teilnehmer - 2000Demonstranten - genehmigt worden sei. Die Organisatoren beendeten denMarsch daraufhin auf halbem Weg. Am Abend feierten mehrere tausendMenschen friedlich am Stadthafen, hörten Bands und tanzten.
Der Mitbegründer der globalisierungskritischen Organisation Attac,Sven Giegold, rechnet allerdings damit, «dass es in den nächstenTagen nicht friedlich bleiben wird». Attac werde alles tun, umAusschreitungen zu verhindern, sagte er dem Nachrichtensender n-tv.Giegold räumte aber eine «gewisse Ratlosigkeit» ein. «Hooligans»könne seine Organisation nicht erreichen. Attac-ProtestkoordinatorPeter Wahl forderte im NDR eine eindeutigere Distanzierung derfriedlichen Demonstranten von Gewalttätern.

