Fußball-EM in Ukraine Fußball-EM in Ukraine: Endspiel in Berlin statt in Kiew?

Berlin/dapd. - FDP-Generalsekretär Patrick Döring verlangte am Dienstag, schnell zuprüfen, ob alle EM-Spiele in Polen stattfinden könnten. MehrereBundestagsabgeordnete brachten Deutschland als Alternative für dieUkraine ins Gespräch. Die Polizeigewerkschaften hielten einekurzfristige Verlegung der Fußball-EM-Spiele in der Ukraine nachDeutschland für möglich.
Grund sind die Haftbedingungen für die erkrankte ehemaligeukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko. Deutschland hatangeboten, sie in Berlin behandeln zu lassen. Döring sagte der «Bildam Sonntag» (Ausgabe 1. Mai): «Sollte es Alternativen zu denSpielstätten in der Ukraine in Polen geben, muss man diese ernsthaftund schnell überprüfen.»
Bundesentwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) sagte derDüsseldorfer «Rheinischen Post»: «Es ist gut, der Ukraineaufzuzeigen, was schlimmstenfalls passieren kann.» Das Land solledie Zeit und die Chance nutzen, zu den Standards von Menschenrechtenund Rechtsstaatlichkeit und damit auf den Weg nach Europazurückzukehren.
Abgeordnete wollen Spiele in Deutschland
Die menschenrechtspolitische Sprecherin derUnionsbundestagsfraktion, Erika Steinbach (CDU), sagte der «Bild amSonntag»: «Eine Verlegung der Spiele von der Ukraine nach Polen,Österreich oder Deutschland wäre das richtige politische Signal andie undemokratische Regierung in Kiew.»
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Gabriele Fograscher sagte: «Wegender Sicherheitslage und den Menschenrechtsverletzungen sollte dieUEFA die EM-Spiele aus der Ukraine verlegen. Deutschland bietet sichwegen seiner Nachbarschaft zu Polen als Austragungsort an.»
Der Vorsitzende des Bundestagswirtschaftsausschusses, ErnstHinsken (CSU), forderte die UEFA auf, zu prüfen, ob nicht Polen dieEM allein ausrichten könne. «Sollte das nicht möglich sein, dannkönnte in Deutschland geprüft werden, inwieweit eine Zusammenarbeitmit Polen möglich ist, um diese EM ohne die Ukraine zu realisieren»,sagte Hinsken.
Polizeigewerkschaften halten Deutschland für vorbereitet
Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP),Bernhard Witthaut, sagte der Zeitung: «Bereits vor mehr als einemJahr haben sich Vertreter von UEFA, DFB und Bundesinnenministeriuman einen Tisch gesetzt, um ein Krisen-Szenario zu entwickeln.» Dassei bei Großveranstaltungen in politisch instabilen Ländern normal.«Danach ist Deutschland in der Lage, kurzfristig die ukrainischenEM-Spiele zu übernehmen. Die Zeit dafür würde auch jetzt nochausreichen.»
Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), RainerWendt, hält die deutsche Polizei für ausreichend gerüstet, um einsportliches Großereignis wie die EM kurzfristig abzusichern. «Wirwürden das sofort schaffen», sagte er dem Blatt.
Der schleswig-holsteinische FDP-Spitzenkandidat Wolfgang Kubickiwollte nicht ganz so weit gehen. Er rief alle Fußballfans zumBoykott der Spiele in der Ukraine auf. «Schickt eure Karten zurückoder fahrt erst gar nicht zur EM in die Ukraine», sagte er.
Künast will es mit einem orangen Schal versuchen
Grünen-Bundestagsfraktionschefin Renate Künast appellierte an diedeutschen Fußballer, bei der EM ein Zeichen der Solidarität mitTimoschenko zu setzen. «Der orange Schal war ein Zeichen für diedemokratischen Ziele der Revolution in der Ukraine. Ein solchesZeichen sollten Funktionäre und Sportler deutlich sichtbar tragen»,sagte sie.
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler forderte dieBundesregierung auf, die Ukraine wegen schlechter BehandlungTimoschenkos zu verklagen. «Die Bundesregierung sollteStaatenbeschwerde beim Europäischen Menschenrechtsgerichtshofeinlegen wegen Verstoß gegen Artikel sechs der EuropäischenMenschenrechtskonvention», sagte Gauweiler.