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Für seine Idee von Europa Für seine Idee von Europa: Französischer Präsident Macron erhält Aachener Karlspreis

08.12.2017, 11:57
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron AFP

Aachen - Der französische Staatspräsident und bekennende Europafreund Emmanuel Macron erhält für seine Verdienste um die Europäische Gemeinschaft in turbulenten Zeiten den Karlspreis 2018. Der 39-Jährige vertrete eine „kraftvolle Vision von einem neuen Europa“, erklärten die Stadt Aachen und das Karlspreis-Direktorium am Freitag. Die Auszeichnung wird im Mai an Christi Himmelfahrt in Aachen übergeben.

Macron ist „mutiger Vordenker“

Besonders überzeugt habe die Jury Macrons „Leidenschaft und sein europäisches Engagement“ sowie sein „Eintreten für Zusammenhalt“ und sein „entschiedener Kampf gegen jede Form von Nationalismus und Isolationismus zur Überwindung der europäischen Krise“, heißt es in der Begründung. Der Oberbürgermeister der Stadt Aachen, Marcel Philipp, nannte Macron einen „mutigen Vordenker für die Erneuerung des europäischen Traums“.

„Uns haben zwei Punkte besonders bewogen, den französischen Staatspräsidenten auszuzeichnen“, erklärte der Sprecher des Karlspreis-Direktoriums, Jürgen Linden. „Macrons pro-europäischer Wahlkampf und seine wertvollen Impulse für die europäische Reformdebatte“, erklärte er. Der 39-Jährige habe so offensiv wie nur wenige andere die europäische Idee ins Zentrum seines politischen Engagements und seines Wahlkampfes gerückt. Er habe die Auseinandersetzung mit denen gesucht, „die das Projekt zur Disposition stellen“ wollten.

Macron fühlt sich geehrt

Unvergessen sei die Szene des frisch zum Staatspräsidenten gewählten Senkrechtstartes, der im Innenhof des Louvre nicht etwa die Marseillaise, sondern die Klänge der Europahymne ertönen ließ. Damit habe Macron die Verankerung Frankreichs in der Europäischen Union unterstrichen, sagte Linden. Mit seiner richtungsweisenden Rede „Initiative Europa“ an der Pariser Sorbonne im September, in der Macron eine Neugründung der EU forderte, habe der Politiker Europa wieder Mut gemacht.

Laut der Stadt Aachen und dem Karlspreis-Direktorim hat der designierte Preisträger selbst schon reagiert: Macron fühle sich geehrt und freue sich über diese hohe Auszeichnung.
Der Internationale Karlspreis zu Aachen wird seit 1950 verliehen. Im diesem Jahr ist der britische Historiker und Publizist Timothy Garton Ash mit dem Karlspreis ausgezeichnet worden, 2016 ging die Auszeichnung an Papst Franziskus. Der Preis ist nach Karl dem Großen benannt.

Macrons ehrgeiziger Europa-Plan

Am Abend seines Wahlsiegs im Mai lief Emmanuel Macron zum Klang der Europahymne durch den Innenhof des Pariser Louvre. Die Forderung nach einer ambitionierten EU-Reform ist ein Kernanliegen des politischen Senkrechtstarters. In einer viel beachteten Rede an der Pariser Sorbonne-Universität hat der französische Präsident im September seine Vorschläge zur „Neugründung eines souveränen, vereinten und demokratischen Europas“ vorgelegt - und wartet seitdem auf die Regierungsbildung in Deutschland.

Macron will einen europäischen Finanzminister und einen Haushalt für die Eurozone, der auf längere Sicht auch mit Steuereinnahmen finanziert werden könnte. In der Verteidigungspolitik soll Europa mit einem speziellen Budget, einer Interventionstruppe und einer gemeinsamen Einsatzdoktrin schlagkräftiger werden.

Macron will mehrere europäische Institutionen

Der 39 Jahre alte Staatschef fordert auch ein europäisches Asylamt und eine neue Innovationsagentur, die die digitale Revolution vorantreibt. Die Sozial- und Steuersysteme sollen näher zusammenrücken, unter anderen schlägt er einen einheitlichen Mindestsatz für Unternehmensteuern vor.

Deutschland und Frankreich sollen nach Macrons Vorstellungen „Pioniergeist“ beweisen und ihre Partnerschaft noch verstärken, etwa mit gleichen Regeln für Unternehmen. Er hat eine Neuauflage des Élyséevertrags von 1963 angeboten, der die deutsch-französische Freundschaft begründet. Sein ursprünglicher Vorschlag, diesen schon im kommenden Januar zu unterschreiben, ist angesichts der politischen Unsicherheit in Berlin aber bereits Makulatur. (dpa)