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Front National Front National: Marine Le Pen wirft Vater raus

Von Axel Veiel 08.04.2015, 16:19

Paris - Gewiss, Marine Le Pen hält Frankreichs traditionelles Familienbild in Ehren. Achtung vor dem Alter rangiert im Tugendkatalog der Chefin des rechtspopulistischen Front National weit oben. Soweit allerdings, dass sie sich von dem greisen Vater Jean-Marie ihr politisches Lebenswerk kaputtmachen lässt, geht die Tugendtreue dann doch nicht. Und so hat die 46-jährige FN-Vorsitzende dem 40 Jahre älteren Parteigründer, Ehrenpräsidenten und Herrn Papa am Mittwoch wutentbrannt den Stuhl vor die Tür gestellt.

„Er legt es darauf an, mir zu schaden“, hat sie gesagt und hinzugefügt, dass sie es nun darauf anlegen will, ihm zu schaden: Sie werde sich einer Kandidatur des Vaters bei den französischen Regionalwahlen im Dezember widersetzen, hat Marine Le Pen angekündigt. Und der stellvertretende FN-Chef Florian Philippot hat klargestellt: „Das ist der vollständige und endgültige Bruch mit dem Ehrenvorsitzenden.“

Familiendrama schlägt jede Soap-Opera

Ganz Frankreich hat fasziniert zugeschaut. Ein Familiendrama bei den Le Pens schlägt jede Soap-Opera im Fernsehen. Zumal ein solch heftiger Krach nicht vorauszusehen war. Der alte Herr hat schließlich nur getan, was er seit 40 Jahren tut. Er hat seine alten rechtsextremen Thesen hervorgekramt, die Gaskammern des Holocaust in einem Zeitungsinterview wieder einmal „zur Nebensache“ erklärt und den mit den deutschen Nazis kollaborierenden Marschall Pétain als verdienstvollen Franzosen gewürdigt. Zahlreiche Strafverfahren hat das dem Unbelehrbaren bereits eingetragen sowie Vorhaltungen der Tochter, die sich von ihm mal mehr, mal minder deutlich distanzierte.

Sie verfolgt andere Ziele als der Vater. Er sieht sich als Provokateur, sie sich als Staatschefin in spe. Er macht sich einen Spaß daraus, das Bürgertum zu verschrecken. Sie umwirbt es und versucht breite Wählerschichten hinter sich zu bringen, ohne die der Einzug in den Elysée-Palast nicht zu schaffen ist.
Ganz so wütend, wie sich Marine Le Pen gibt, dürfte sie gleichwohl nicht sein. Denn das Zerwürfnis ist für sie auch eine hochwillkommene Gelegenheit, vor aller Welt zu demonstrieren: Der Front National von heute hat mit dem rechtsextremen von gestern nichts mehr zu tun.