Friedensnobelpreis Friedensnobelpreis: Opposition nennt Schröders Nominierung «Wahlkampf-Manöver»

Oslo/dpa. - Die Opposition in Berlin nannte die Kanzler-Nominierung einWahlkampf-Manöver. Sie wurde allerdings bereits vor dem 1. Februar inOslo eingereicht, als von der vorgezogenen Bundestagswahl imSeptember noch keine Rede war. Nach den Regeln des Osloer Nobel-Komitees müssen bis Februar alle Bewerber-Vorschläge für das laufendeJahr vorliegen.
Zuvor hatte der Schriftsteller und Träger desLiteraturnobelpreises (1999), Günter Grass, gesagt, er sehe inSchröder wegen dessen Verweigerung einer deutschen Teilnahme am Irak-Krieg einen Kandidaten für den Friedensnobelpreis. Grass, der seitJahren auch Wahlkämpfer für die SPD ist, kann auch als Träger desLiteraturnobelpreises selbst keinen Kandidaten für denFriedensnobelpreis vorschlagen. Dies können neben Mitgliedern vonParlamenten, Regierungen sowie Gerichtshöfen in aller Welt nurbisherige Friedensnobelpreisträger sowie wissenschaftlicheEinrichtungen.
Der Direktor des norwegischen Nobel-Institutes, Geir Lundestad,wollte die Nominierung Schröders weder bestätigen noch dementieren.Er berichtete aber, deutsche Politiker gehörten recht häufig zumKandidatenkreis, weil die Bundestagsabgeordneten in SachenFriedensnobelpreis zu den «vorschlagfreudigsten Parlamentariern derWelt» gehörten. Sie würden aber keineswegs nur deutsche Kandidatennominieren. Letzter Preisträger aus Deutschland war 1971 der damaligeBundeskanzler Willy Brandt (SPD).
Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering begrüßte die Nominierung vonSchröder. Damit werde letztlich dessen Irak-Politik gewürdigt, sagteMüntefering auf einer Wahlkampfveranstaltung in Schwerin. «Ob daszustande kommt, weiß man nicht, aber ich finde das ein gutesZeichen.» Auch der Vorsitzende der Linkspartei, Lothar Bisky, äußertesich positiv. «Ja, er hat den Preis verdient», sagte er der«Märkischen Allgemeinen Zeitung» (Mittwoch). «Schröder hat etwasGroßes gemacht. Er hat Deutschland vom Irak-Krieg fern gehalten. Dassollte man würdigen.»
FDP-Fraktionschef Wolfgang Gerhardt sprach von «reinem Wahlkampf».Es sei von vornherein klar gewesen, dass die SPD versuchen werde,«die Irak-Karte noch einmal zu spielen», sagte er der «Passauer NeuenPresse» (Mittwoch). Für die PDS-Abgeordnete Petra Pau wird derFriedensnobelpreis durch den Schröder-Vorschlag «entweiht». Zu keinerZeit seien so viele Auslands-Einsätze der Bundeswehr beschlossenworden wie unter der Regentschaft des jetzigen Kanzlers.
Zu den weiteren Friedensnobelpreis-Kandidaten dieses Jahresgehören unter anderen der frühere US-Außenminister Colin Powell, derukrainische Präsident Viktor Juschtschenko, die irischen RockmusikerBono und Bob Geldof und der chinesische Menschenrechtler WeiJingsheng. Im vergangenen Jahr wurde die mit zehn Millionen Kronen(rund 1,1 Millionen Euro) dotierte Auszeichnung an die kenianischeUmweltschützerin und Menschenrechtlerin Wangari Maathai vergeben.