Friedensnobelpreis 2009 geht an Obama
Oslo/dpa. - Ehrung und Ansporn: US-Präsident Barack Obama bekommt den Friedensnobelpreis. Nur neun Monate nach dem Amtsantritt erfährt der erste schwarze Präsident der USA damit eine Bestätigung für seine Politik, aus den Krisen rund um den Globus Wege zur Versöhnung zu finden.
In den weltweiten Beifall mischten sich auch Zweifel, ob die Auszeichnung nicht voreilig ist. Die Entscheidung des Nobelpreiskomitees in Oslo war eine Sensation. Niemand hatte den 48-jährigen Hoffnungsträger bei den üblichen Spekulationen über den Preisträger auf der Liste.
Weltweit gab es Zustimmung für die Entscheidung. Stellvertretend für viele Staats- und Regierungschefs sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin: «Es ist ihm in kurzer Zeit gelungen, weltweit einen neuen Ton zu setzen und Gesprächsbereitschaft zu schaffen.» Glückwünsche kamen auch aus Russland und Israel.
Das Nobelpreiskomitee würdigte am Freitag die «Stärkung der internationalen Diplomatie» und damit den Bruch Obamas mit der außenpolitischen Linie seines Vorgängers George W. Bush.
Unter Bush standen die USA international weitgehend allein da. Viele Muslime hassten Bush wegen des Irak-Kriegs und der Verletzung der Menschenrechte wie im Gefangenenlager Guantánamo.
Die Vergabe des Friedensnobelpreises an Obama löste teilweise ungläubiges Staunen in Washington aus. Das Weiße Haus reagierte am frühen Freitagmorgen (Ortszeit) zunächst mit Sprachlosigkeit. Zugleich gab es erste Zweifel in den Medien. Der Nobelpreis sei die «Anerkennung für seine Versprechen», kommentierte CNN-Starreporterin Christiane Amanpour.
Obama ließ sich mit einer öffentlichen Reaktion Zeit. Er habe auf die Ehrung mit «Demut» reagiert, berichtete der Fernsehsender CNN und berief sich auf Berater. Das Komitee zitierte in der Würdigung den eigenen Anspruch des US- Präsidenten. «Jetzt ist es an der Zeit, dass wir alle unseren Teil der Verantwortung für eine globale Antwort auf globale Herausforderungen übernehmen», hatte Obama im September bei seinem ersten Auftritt vor den Vereinten Nationen gesagt.
Schon nach dem triumphalen Wahlsieg im vergangenen November und bei der Vereidigung am 20. Januar in Washington hatte Obama Selbstkritik geübt und eine Umkehr in der amerikanischen Außenpolitik versprochen.
Ausdrücklich hob das Komitee den Geist und den Willen der neuen US-Politik hervor. «Obama hat als Präsident ein neues Klima in der internationalen Politik geschaffen», stellte es fest.
Der Vorsitzende des Komitees, Thorbjörn Jagland, verteidigte die Entscheidung: «Alles, was in der Welt seit Obamas Amtsantritt geschehen ist, und wie das internationale Klima sich geändert hat, ist mehr als genug, um zu sagen, dass er das erfüllt, was in Alfred Nobels Testament steht. Nämlich, dass der Preis an denjenigen gehen soll, der im vorausgegangenen Jahr am meisten für internationale Verbrüderung und Abrüstung sowie die Förderung von Kooperation und Dialog getan hat.»
Das Komitee habe schon immer versucht, noch nicht abgeschlossene Entwicklungen für den Frieden zu stimulieren und zu fördern. Das sei auch bei den Vergaben an Bundeskanzler Willy Brandt und an den damaligen sowjetischen Parteichef Michail Gorbatschow der Fall gewesen.
Obama hatte sich umgehend nach seinem Amtsantritt um die politischen Brandherde gekümmert. Er ordnete den amerikanischen Truppenabzug aus Irak an. Er bot den nach der Atombombe strebenden Iran und Nordkorea direkte Gespräche an.
An Russland sendete Obama Signale der Entspannung und verkündete schließlich den Verzicht auf das geplante globale Raketenschild, von dem sich Russland bedroht gefühlt hatte. Inzwischen verhandeln beide Länder wieder über den Abbau ihrer Nuklearwaffen. Dieser Initiative schließen sich auch andere Atommächte an.
Zwei besondere Höhepunkte in Obamas ersten Monaten waren die Reden in Prag und Kairo. In Prag formulierte Obama am 5. April die Vision einer atomwaffenfreien Welt. In Kairo reichte der US-Präsident der islamischen Welt die Hand zum Frieden. Der Aufruf zur Versöhnung wurde in der muslimischen Welt mit Beifall und Respekt bedacht.
In der Begründung hieß es auch weiter: «Durch Obamas Initiativen spielen die USA jetzt eine konstruktivere Rolle zur Bewältigung der enormen Klima-Herausforderungen, mit denen die Welt konfrontiert ist.»
Der Preis ist mit umgerechnet knapp einer Million Euro dotiert. Er wird traditionsgemäß am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896), im Osloer Rathaus überreicht.