Umfragen in Frankreich Frankreich-Wahl: Emmanuel Macron in Umfragen weiter vor Marine Le Pen

Paris - Der Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich neigt sich dem Ende entgegen. Der sozialliberale Kandidat Emmanuel Macron warb in seiner letzten Kundgebung am Donnerstagabend um linke Wähler, die seinem Programm skeptisch gegenüberstehen.
Die Rechtspopulistin Marine Le Pen schwor ihre Anhänger bei einem Auftritt in Nordfrankreich auf das Finale ein und präsentierte sich erneut als „Stimme des Volkes“ gegen „das System“. An diesem Freitag ist der letzte Tag des Wahlkampfs, danach dürfen Medien keine neuen Interviews mit den Finalisten mehr veröffentlichen.
Die Stichwahl am Sonntag wird in ganz Europa mit Spannung erwartet: Sie gilt wegen Le Pens Anti-EU-Kurs als Richtungsentscheidung für den Kontinent. Der pro-europäische Ex-Wirtschaftsminister Macron geht als Favorit in das Duell.
Wie werden die Nichtwähler die Abstimmung beeinflussen
Umfragen sahen den 39-Jährigen zuletzt bei rund 62 Prozent, das sind drei Punkte mehr verglichen mit der vorangegangenen Erhebung. Le Pen lag bei 38. Als Unbekannte gilt allerdings die Zahl der Nichtwähler und Enthaltungen.
Ein Sieg Le Pens würde die Europäische Union in eine möglicherweise fatale Krise stürzen. Die Kandidatin der rechtsextremen Front National (FN) will in Frankreich wieder eine nationale Währung einführen und ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft ansetzen.
Mélenchon gab keine klare Wahlempfehlung für Macron ab
Beide Kandidaten warben am Donnerstag bei Freiluftkundgebungen um Wähler. Der 39 Jahre alte Ex-Wirtschaftsminister Macron appellierte im südfranzösischen Albi an die Anhänger des Linkspolitikers Jean-Luc Mélenchon, der im ersten Wahlgang vor knapp zwei Wochen ausgeschieden war.
Er lobte die „demokratische Vitalität“ von Mélenchons Bewegung „Das aufsässige Frankreich“. Der Linkskandidat hatte im ersten Wahlgang 19,6 Prozent der Stimmen bekommen. Er ist zwar gegen Le Pen, gab aber keine klare Wahlempfehlung für Macron ab. Viele seiner Anhänger liebäugeln mit einer Enthaltung, weil sie Macrons wirtschaftsfreundliche Positionen ablehnen.
Le Pen drücke die Wut der stillen Mehrheit aus
Le Pen wies Kritik an ihrem aggressiven Auftreten im einzigen TV-Duell mit Macron am Mittwochabend zurück. Sie habe „die Wut dieser stillen Mehrheit ausgedrückt“, „was das System weder sehen noch hören will“. „Meine Worte waren nur das Echo der sozialen Gewalt, die in diesem Land explodieren wird“, sagte sie.
Macron warf ihr in einem Interview der Zeitung „Le Parisien“ einen „Kult der Lüge“ vor. „Die Lösung für jedes Problem ist die Zerstörung des Fremden, die Spannung mit den Nachbarländern, die Demagogie gegenüber unseren Mitbürgern und die persönliche Beschimpfung“, sagte er.
Obama, Merkel und Co. rufen zur Wahl Macrons auf
Die gemäßigten Kräfte der französischen Politik haben sich hinter Macron gestellt. In Deutschland haben sich sowohl Kanzlerin Angela Merkel (CDU) als auch SPD-Chef und Kanzlerkandidat Martin Schulz klar für Macron ausgesprochen. Am Donnerstag unterstützte auch der frühere US-Präsident Barack Obama den früheren Wirtschaftsminister: „Er hat sich für liberale Werte eingesetzt“, sagte er in einem Video. „Er spricht die Hoffnungen der Menschen an, nicht ihre Ängste.“
Die Linken-Vorsitzende Katja Kipping warnte am Donnerstagabend in der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“ davor, den unabhängigen Kandidaten Macron „zur Lichtgestalt“ zu erheben. „Das Beste, was ich über ihn sagen kann ist, dass er nicht Marine Le Pen ist und dass er uns hoffentlich hilft, sie zu verhindern.“ Macron stehe für eine Politik, die den Unmut in Frankreich steigern werde.
Beide Kandidaten haben an diesem Freitag noch Interviews vorgesehen, andere Auftritte sind nicht angekündigt. Am Samstag können dann schon die ersten Franzosen ihre Stimme abgeben: In manchen französischen Überseegebieten wird wegen der Zeitverschiebung schon einen Tag früher gewählt. Zentrale Herausforderungen für den Wahlsieger werden die hohe Arbeitslosigkeit und der Kampf gegen den Terror sein. (dpa)