Frankreich Frankreich: Gemeinsames «Merkozy»-Interview sorgt für Wirbel

Paris/Berlin/dapd. - Nach der Begrüßung bei eisigen Temperaturen im Hofdes Élysée-Palastes zogen sich die beiden zu Gesprächen über dieeuropäische Schuldenkrise und über eine Annäherung bei derUnternehmensbesteuerung zurück. An den Beratungen nahmen jeweilsneun Minister aus dem deutschen und dem französischen Kabinett teil.
Das Treffen steht einerseits unter dem Eindruck derfestgefahrenen Griechenland-Krise. Die Verhandlungen über einzweites Rettungspaket sind ins Stocken geraten, weil die Europartnerzunächst von Athen die Umsetzung bereits versprochenerSparbemühungen sowie weiterer Strukturreformen verlangen. Es wurdeerwartet, dass Merkel und Sarkozy weiter Druck auf ihrengriechischen Kollegen Lukas Papademos machen würden.
Für Aufregung sorgt in Frankreich aber vor allem, dass dieKanzlerin am Montag erstmals ein gemeinsames Fernsehinterview mitSarkozy geben wollte. Das gilt in Paris als umstritteneWahlkampfhilfe für Sarkozy, der im Mai für eine zweite Amtszeit inden Élysée gewählt werden möchte. «Merkel und Sarkozy Hand in Hand»,titelte die regierungsnahe französische Zeitung «Le Figaro». «Dasist kein Zufall», wurde ein enger Berater des Staatschefs zitiert.
«Persönliches Engagement der CDU-Vorsitzenden»
Bei Sarkozys sozialistischem Herausforderer Francois Hollandesorgt die Schützenhilfe aus Berlin für Verstimmung. DessenWahlkampfleiter warnte Merkel schon vor einer Belastungen derkünftigen Arbeitsbeziehungen, wenn der hoch favorisierte Hollande imMai zum Staatschef gewählt werden sollte.
Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» berichtete am Wochenende,wegen Merkels Positionierung für Sarkozy liege derzeit eine Anfragevon Hollande für einen Besuch im Kanzleramt auf Eis. Merkel habesich zwar noch nicht endgültig entschieden, hieß es weiter in demBericht. Ihre Leute suchten derzeit aber nach einem Grund, mit demsie das Begehren Hollandes ablehnen könnten, ohne allzu vielaußenpolitisches Porzellan zu zerschlagen.
Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle mahnte seine Kanzlerinzur Zurückhaltung: Die Bundesregierung sei «keine Partei», so derFDP-Politiker. Das Interview sollte am Nachmittag ausgezeichnet undAbend vom ZDF und dem öffentlichen französischen Kanals France 2ausgestrahlt werden.
Vizeregierungssprecher Georg Streiter erklärte in Berlin, dieBundesregierung mache natürlich keinen Wahlkampf in Frankreich.«Hier geht es um ein persönliches Engagement der CDU-VorsitzendenAngela Merkel.» Beim Treffen des Ministerrates handele es sich nichtum einen Wahlkampftermin. Was konkrete Wahlkampftermine angeht,verwies Streiter an die CDU. Er könne keine Termine nennen.