FPÖ in Österreich FPÖ in Österreich: Haider nimmt Abschied und rechnet ab

Wien/dpa. - Riess-Passer nahm Haiders Schritt zur Kenntnis und wies die Kritikan ihrer Politik zurück. Sie habe mit ihrem KoalitionspartnerVolkspartei (ÖVP) von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel hart verhandeltund FPÖ-Positionen durchgesetzt. Der ÖVP-Fraktionsvorsitzende AndreasKhol sah am Sonntag einen «schmerzvollen Läuterungs- undReinigungsprozess» beim Regierungspartner. Am Sonntag gab esSpekulationen aus der FPÖ, Haiders Anhänger sammelten Unterschriftenfür einen Sonderparteitag, auf dem Haider wieder auf den Schildgehoben werden solle.
«Ich musste in der Sache nachgeben, sonst bleibt von der FPÖnichts mehr übrig», hatte der langjährige österreichischeOppositionsführer seine Position beschrieben. Er hatte seine Parteivon einer Randgruppe mit weniger als fünf Prozent der Stimmen zurzweitstärksten politischen Kraft mit 27 Prozent Wählerstimmengemacht. Er sei «tief enttäuscht», dass die FPÖ-Führung die Politikfür die kleinen Leute aufgegeben habe. Haider hatte sich gegen dieFPÖ-Spitze mit seiner Forderung nach einer Steuerreform samt einerEntlastung der kleinen Einkommen ebenso wenig durchsetzen können wiemit der Absage des schon beschlossenen Kaufs von 18 modernenAbfangjägern.
Zahlreichen FPÖ-Spitzenfunktionären warf Haider vor, den Kontaktzur Basis verloren zu haben. «Wer nur im Luxus aufgewachsen ist, derweiß nicht, wie es Menschen geht, die mit wenig Geld auskommen»,behauptete er unter Erwähnung von Finanzminister Karl-Heinz Grasser(FPÖ), der aus einem reichen Elternhaus stammt. Auch andere FPÖ-Minister hätten keine Ahnung, «was es heißt, bescheiden leben zumüssen».
Verbittert sagte Haider, einige Medien und auch Politiker hätten«Psychoterror» gegen ihn betrieben. «Sie haben geschrieben, dass ichnicht mehr normal bin», ein «psychiatrischer Fall». Obwohl er «mitdem Mut der Verzweiflung gekämpft» habe, besitze er «am Ende despolitischen Lebensweges» nicht mehr die Kraft, in der Partei nocheinmal von vorn anzufangen.
«Die FPÖ hat den historischen Fehler gemacht, sich vomKoalitionspartner beeinflussen zu lassen», der von Anfang an keineEntlastung der kleinen Leute gewollt habe, analysierte Haider weiter.«Meine Partei ist dem politischen Gegner auf den Leim gegangen.»
Obwohl er das ORF-Interview selbst als eine Art Abschiedsgesprächeinstufte, schloss er seine Rückkehr an die Parteispitze nichtvollständig aus. Wenn die FPÖ bei der Parlamentswahl in einem Jahreine herbe Niederlage erleide, «bin ich ein Sisyphos der FPÖ, derdann wieder bereit ist, den Stein von unten auf den Berg zu bringen.»