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Forsa-Studie Forsa-Studie: So sieht die Familie der Zukunft aus

Von Jörg Wimalasena 11.01.2016, 15:21
Viele Paare verschieben die Nachwuchsplanung hinter den 30. Geburtstag.
Viele Paare verschieben die Nachwuchsplanung hinter den 30. Geburtstag. dpa Lizenz

Berlin - Patchwork-Familien sind wohl das Modell der Zukunft – auch wenn viele junge Menschen eigentlich die klassische Kernfamilie bevorzugen würden. Das zeigt die Studie „Die Zukunft der Familie“ die die Zeitschrift Eltern gemeinsam mit dem Institut Forsa am Montag in Berlin vorgestellt hat. Die Meinungsforscher haben mehr als tausend junge Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren zu ihren Erwartungen und Hoffnungen für die Familienplanung befragt.

Mann, Frau, Kind. Diese „klassische“ Familienkonstellation ist demnach immer noch das beliebteste Modell. Allerdings erwarten die meisten Befragten, dass in den kommenden Jahren andere Formen des Zusammenlebens an Bedeutung gewinnen werden. Dazu gehören zum Beispiel eben die Patchwork-Familie, gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit Kind und alleinerziehende Eltern.

Unabhängig vom Familienmodell: Der Wunsch nach eigenem Nachwuchs ist bei jungen Menschen gewachsen. 87 Prozent der Kinderlosen möchten eines oder mehrere Kinder haben. In einer vergleichbaren Studie der BAT-Stiftung bekannten sich Ende 2014 noch 83 Prozent zu ihrem Kinderwunsch. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, das Vorhaben in die Tat umzusetzen?

Kinderwunsch wird hinten angestellt

„Lieber später als früher“ scheint hier das Motto zu sein. Während von den 18 bis 22-jährigen Umfrageteilnehmern 37 Prozent noch vor dem 27. Lebensjahr ein Kind bekommen möchten, haben lediglich zwanzig Prozent der Befragten in diesem Alter bereits Nachwuchs. Und diejenigen, die in diesem Alter noch keine Sprösslinge haben, tendieren dazu ihren Wunsch noch weiter hinauszuzögern. Fast Dreiviertel der 27 bis 30-Jährigen verschieben den Kinderwunsch hinter den 30. Geburtstag.

Auch die Akzeptanz für späte Schwangerschaften scheint zu steigen. Mehr als ein Drittel der Befragten glauben, dass es in zwanzig Jahren nicht mehr ungewöhnlich sein wird, dass eine Frau im Alter von fünfzig Jahren noch Mutter wird. „Was früher als Risikoschwangerschaft galt, ist heute normal“, sagt Eltern-Redakteurin Anke Willers.

Vor den eigenen Nachwuchsplanungen scheint es für junge Menschen aber andere Prioritäten zu geben. Auf die Frage was für sie ein „sehr wichtiger Aspekt im Leben“ sei, nannten zwar 41 Prozent eigene Kinder, aber eine gute harmonische Partnerschaft (73 Prozent) und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit (56 Prozent) sind den Befragten wichtiger. Wohlstand (17 Prozent) und Karriere (14 Prozent) scheint ihnen hingegen eher unwichtig zu sein.

Eine romantische Vorstellung vom Leben mit dem eigenen Nachwuchs scheinen trotz ausgeprägtem Kinderwunsch nur wenige zu haben. Lediglich drei Prozent der Befragten erwarten ein glücklicheres und erfüllteres Leben. 22 Prozent fürchten hingegen, weniger Zeit für sich selbst zu haben. 16 Prozent glauben sogar, das Kind werde das eigene Leben bestimmen.

Gemeinsame Betreuung der Kinder

Bei der Frage nach der Vereinbarkeit von Kind und Beruf gehen die eigenen Wünsche und die Erwartungen an die gesellschaftlichen Gegebenheiten auseinander. So wäre es 60 Prozent der Befragten am liebsten, wenn beide Partner sich um die Betreuung der Kinder kümmerten und gleichzeitig ihrer Berufstätigkeit nachgingen. Dass das möglich ist, glauben aber nur 38 Prozent. Knapp 46 Prozent glauben hingegen, dass in zwanzig Jahren zwar beide Elternteile voll berufstätig sein werden, die Erziehung der Kinder aber weitestgehend von Betreuungs- und Bildungseinrichtungen übernommen wird. Das wünschen sich allerdings nur acht Prozent.

Dementsprechend fordern die jungen Menschen auch vom Staat Maßnahmen, die die Vereinbarkeit zwischen Familie und Arbeit verbessern. So fordern 38 Prozent großzügigere Freistellungszeiten für die Kindererziehung, 35 Prozent finden, der Staat solle für ausreichende Betreuungsmöglichkeiten sorgen. Direkte finanzielle Unterstützung, wie zum Beispiel das Elterngeld, fordern allerdings nur 25 Prozent.

Die Studie zeigt auch, wie wichtig familiäre Strukturen für das Wohlbefinden junger Menschen sind. Mit den eigenen Angehörigen verbinden die meisten nur Positives. Auf die Frage, was die Umfrageteilnehmer mit dem Begriff Familie verbinden, lauteten die häufigsten Antworten: Liebe, Geborgenheit, Vertrauen.