Flüchtlingslager Idomeni Flüchtlingslager Idomeni: Norbert Blüm distanziert sich von mysteriösem Flugblatt

Berlin - Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hat die Flugblatt-Aktion von Idomeni am Dienstag scharf verurteilt. Am Montag war in dem nordgriechischen Grenzort ein Flugblatt in arabischer Sprache an die Migranten mit detaillierten Informationen verteilt worden, wie man über die grüne Grenze nach Mazedonien gelangen könnte.
Viele folgten diesem Aufruf, einen reißenden Fluss zu durchqueren, etliche Menschen verletzten sich dabei, drei afghanische Flüchtlinge ertranken in der Strömung. Tsipras bezeichnete die Flugblattaktion als „gefährliches Verhalten zu Lasten der Flüchtlinge“. „Dieses Spiel mit Menschenleben muss aufhören“, sagte er bei einer Pressekonferenz in Athen. Er rief die Migranten dazu auf, der griechischen Regierung zu vertrauen und von Idomeni aus in die bereitstehenden Auffanglager zu gehen. „Es ist ausgeschlossen, dass die Balkanroute sich noch einmal öffnen wird“, stellte er klar.
Name von Norbert Blüm erscheint
Eine Textstelle auf den Flugblättern hatte besonders in Deutschland für Aufsehen gesorgt: Die Zettel waren unterschrieben mit "Kommando Norbert Blüm". Der ehemalige Bundesarbeitsminister Blüm hatte sich vor einigen Tagen nach Idomeni aufgemacht und eine Nacht bei den Flüchtlingen gezeltet. Damit wollte der 80-Jährige seine Solidarität mit den Flüchtlingen demonstrieren. Die Lage vor Ort nannte er anschließend einen „Anschlag auf die Menschlichkeit".
Blüm hat sich mittlerweile von dem Flyer distanziert. "Ich habe Verständnis für die Verzweiflungstat, die ich jedoch nicht initiiert habe", sagte er am Dienstag der katholischen Nachrichtenagentur. Wer tatsächlich hinter dem Flugblatt steckt, ist derweil unklar. Die Unterschrift auf dem ansonsten in Arabisch verfassten Schriftstück könnte auf deutsche Aktivisten hinweisen. Diesem Verdacht gehen zumindest mazedonische Behörden nach, meldet die Bild-Zeitung unter Berufung auf den Sicherheitsberater des Präsidenten Gjorge Ivanov. Dass das Flugblatt den Exodus Hunderter Migranten auslöste, sieht die griechische Regierung als erwiesen an.
Flüchtlinge mit Schlagstöckten traktiert
Die Flüchtlinge kehrten am Dienstag zunächst in kleinen Gruppen über die grüne Grenze zurück, später kamen sie zu Hunderten wieder in Griechenland an. Einige der Betroffenen berichteten, sie seien von mazedonischen Sicherheitskräften mit Schlagstöcken traktiert worden.
Der Text der Flugblätter
Der Text der Flugblätter laut einer in der griechischen Presse veröffentlichten Übersetzung aus dem Arabischen:
1. Die griechisch-mazedonische Grenze ist zu und wird zu bleiben.
2. Es gibt keine Busse oder Züge, die Sie nach Deutschland bringen werden.
3. Es ist sehr gut möglich, dass derjenige, der in Griechenland bleibt, am Ende in die Türkei abgeschoben wird.
4. Wer es schafft, illegal in einen anderen Staat Mittel- oder Osteuropas zu reisen, wird bleiben können. Deutschland akzeptiert noch Flüchtlinge.
5. Es ist möglich, dass das Lager von Idomeni in den kommenden Tagen evakuiert wird. Möglicherweise werden Sie dann in andere Lager gebracht und danach in die Türkei ausgewiesen.
Die Lösung:
1. Der Zaun, der vor Ihnen steht, soll Sie in die Irre führen, damit Sie glauben, die Grenze sei geschlossen.
Der Zaun endet fünf Kilometer von hier. Danach gibt es keinen Zaun, der Sie daran hindern könnte, nach Mazedonien zu reisen. Sie können hier rübergehen (schauen Sie auf die Karte).
2. Wenn Sie sich in kleinen Gruppen bewegen, werden Sie von der mazedonischen Polizei oder der Armee festgenommen und nach Griechenland zurückgebracht.
3. Wenn Sie aber zu Tausenden versuchen, gleichzeitig über die Grenze zu kommen, wird die Polizei Sie nicht stoppen können.
Lasst uns alle um 14.00 Uhr im Camp (von Idomeni) treffen. Bitte schauen Sie für den Weg zum Treffpunkt auf die Karte.