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Flüchtlinge retten NPD-Politiker Flüchtlinge retten NPD-Politiker: Dankende Worte? Fehlanzeige

Von Melanie Reinsch 24.03.2016, 16:33
Bei den Kommunalwahlen in Büdingen erhielt die NPD 14 Prozent der Stimmen.
Bei den Kommunalwahlen in Büdingen erhielt die NPD 14 Prozent der Stimmen. dpa

Berlin - Zwei Flüchtlinge haben vergangene Woche den NPD-Politiker Stefan Jagsch aus seinem verunglückten Auto in der Nähe von Büdingen im hessischen Wetteraukreis gerettet.  Jagsch ist Spitzenkandidat der rechtsextremen Partei in Altenstadt in Hessen.

Die beiden Männer zogen den Kommunalpolitiker aus dem Wrack und leisteten Erste Hilfe, nachdem dieser gegen einen Baum gefahren und schwer verletzt worden war.  Sie kamen nur  zufällig an dem Unfallort mit einem Bus vorbei. Als die Polizei eintraf, waren die beiden Flüchtlinge nicht mehr vor Ort.

Inzwischen scheint sich der Kommunalpolitiker erholt zu haben. Im Hessischen Rundfunk äußerte er sich am Dienstag telefonisch zu dem  Unfall. „Wenn es so war, ist es lobenswert, dass mir syrische Flüchtlinge geholfen haben. Aber wenn ich das in der Zeitung lese, ist das für mich noch keine Tatsache“, sagte Jagsch. Dankende Worte? Fehlanzeige.

Der Medien-Seitenhieb  ging wohl auch in Richtung der „Frankfurter Rundschau“, die zuerst ausführlich über den Fall berichtet hatte. Inzwischen ist laut FR auch bestätigt, dass die beiden Helfer aus Syrien und dem Sudan stammen und in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Büdingen untergebracht sind.

Jagsch äußert sich via Facebook

Auch bei Facebook hatte sich Jagsch geäußert: Er könne über den Unfall keine Aussagen machen, da er zum Zeitpunkt der Bergung nicht bei Bewusstsein war. „Ich kann also weder bestätigen, dass es ein syrischer Flüchtling war, der mich aus dem Fahrzeug gezogen hat, noch widerlegen!“, so Jagsch in einem Beitrag, den er inzwischen gelöscht hat. Er werde daher auch keine weitere Stellungnahme ablegen, da er den Wahrheitsgehalt diverser Medien anzweifle.

Der Fall wurde auch in den sozialen Netzwerken zahlreich kommentiert und weltweit in den Medien aufgegriffen.  So twitterte der hessische Wirtschaftsminister und Grünen-Politiker Tarek Al-Wazir beispielsweise auf Twitter ein arabisches Sprichwort: „Beschäme deine Feinde durch deinen Anstand.“

Der Linke-Politiker und Bundestagsmitglied, Stefan Liebich, twitterte am Donnerstag: „Man hätte auch einfach ‚Danke‘ sagen können.“

Büdingen ist seit Dezember Standort einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Bei der Kommunalwahl am 6. März hatte die NPD in der Wetterau-Stadt 10,2 Prozent der Stimmen geholt.