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Fleisch-Etikettierung Fleisch-Etikettierung: Verdacht gegen ein Stück Lebenskraft

23.11.2005, 12:16
Auf eine Verpackung mit Hackfleisch wird ein Aufkleber mit der Aufschrift «Frisch» neben den Strich-Code mit der Aufschrift «haltbar bis ...». (Foto: dpa)
Auf eine Verpackung mit Hackfleisch wird ein Aufkleber mit der Aufschrift «Frisch» neben den Strich-Code mit der Aufschrift «haltbar bis ...». (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Berlin/Hamburg/dpa. - Er werde sich für eine Verschärfung der Regeln auf Bundes- und EU-Ebene einsetzen, wenn dies nötig sei. Auch Bauern und Verbraucherschützer verlangten mehr staatliche Kontrolle.

In mehreren Bundesländern durchkämmtem am Mittwoch Kontrolleureweitere Kühlhäuser auf der Suche nach ungenießbarem oder verdorbenem Fleisch. In Baden-Württemberg wurden 23 größere Anlagen durchsucht. Tags zuvor war in dem Lebensmittelskandal eine Spur in den Südwesten entdeckt worden.

Ein Händler aus Baden-Württemberg hatte verdächtiges Fleisch ineinem Kühlhaus in Niedersachsen lagern lassen. In Nordrhein-Westfalen war bereits am Dienstag mit der Durchsuchung von mehr als 40 Kühlhäusern begonnen worden. Ebenso wie in Hamburg, wo elf Tonnen möglicherweise verdorbenes Fleisch beschlagnahmt wurden, waren aber bis Mittwoch keine weiteren Hinweise auf überlagertes, verdorbenes oder falsch etikettiertes Fleisch aufgetaucht.

In Düsseldorf sagte NRW-Agrarminister Eckhard Uhlenberg (CDU), derHauptverdächtige in dem Skandal sei «ein Fleischhändler, der ein Büroin einem Hotel hat» und von dort Kühlhausflächen für Fleisch ausaller Welt anmiete.

Seehofer forderte auch die Fleischwirtschaft auf, mit strengerenEigenkontrollen für sichere Lebensmittel zu sorgen. In denBundesländern müssten nun schnell Fakten zusammengetragen werden. Esmüsse geklärt werden, ob es sich um eine Häufung von Einzelfällenoder um ein generelles Problem handele. Nach Einschätzung vonFoodwatch-Sprecher Matthias Wolfschmidt sind Betrügereien imFleischgeschäft «an der Tagesordnung». Die jüngsten Enthüllungenstellten nur die Spitze eines Eisberges dar.

Der Staat müsse das Recht der Verbraucher auf körperlicheUnversehrtheit garantieren, sagte der Verbraucherschützer Thilo Bode,Chef der Organisation «Foodwatch» im ZDF. Auch billige Lebensmittelmüssten genauso sicher sein wie teurere. Bauernpräsident GerdSonnleitner forderte mehr staatliche Kontrollen. «Von Seiten derLänder ist immer wieder bei der Lebensmittelkontrolle gespart undteilweise abgebaut worden», sagte Sonnleitner der dpa in Berlin.

Der Lebensmittelskandal war ans Licht gekommen, als Endevergangener Woche in einem Großbetrieb in Gelsenkirchen 60 Tonnenmöglicherweise verdorbenes Fleisch sichergestellt wurden. Der 39Jahre alte Gelsenkirchener Großhändler steht im Verdacht, in großemStil zu lange gelagertes Fleisch als Frischfleisch umetikettiert undweiterverkauft zu haben. Die Ware war durch Farb- undGeruchsveränderungen sowie Gefrierbrand aufgefallen. Das nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerium und die Stadt Gelsenkirchenbetonten, das seit dem 27. Oktober keine Ware des Fleischhändlers andie Verbraucher gelangt sei.

Fleischverzehr in Deutschland (Grafik: dpa)
Fleischverzehr in Deutschland (Grafik: dpa)
dpa