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Finanzkrise Finanzkrise: Bund will 90 Prozent der Hypo Real Estate

24.04.2009, 15:32
Die Zentrale der Hypo Real Estate Group (HRE), aufgenommen in München. Der Bund will 90 Prozent der HRE übernehmen. (FOTO: DDP)
Die Zentrale der Hypo Real Estate Group (HRE), aufgenommen in München. Der Bund will 90 Prozent der HRE übernehmen. (FOTO: DDP) ddp

München/dpa. - Wie die HRE am Freitag in München mitteilte,will sich der Staat wie angekündigt über eine Kapitalerhöhung 90Prozent der Anteile sichern. Danach würden die übrigen Aktionärezwangsweise abgefunden werden. Der Bank würden auf diesem Weg bis zu5,6 Milliarden Euro zufließen. Vorstand und Aufsichtsrat der HREempfahlen den Aktionären außerdem, das seit Mitte April laufendefreiwillige Übernahmeangebot des Bundes anzunehmen. Andernfalls drohtihnen die Enteignung.

Auf einer Hauptversammlung am 2. Juni sollen die Aktionäre übereine Erhöhung des Grundkapitals von zuletzt knapp 700 Millionen Euroauf dann bis zu 6,3 Milliarden Euro abstimmen. Geplant ist, bis zu1,879 Milliarden neue Aktien zum Mindestpreis von drei Euroauszugeben. Damit würde sich der Bund auf jeden Fall die Mehrheit von90 Prozent sichern, die für einen sogenannten Squeeze-Out, also dieZwangsabfindung der Altaktionäre, nötig wäre.

Je nachdem, wie viele Altaktionäre auf das derzeit laufendeÜbernahmeangebot des Bundes eingehen, könnte die Zahl der neuenAktien und damit auch die Kapitalspritze niedriger ausfallen. DiePapiere sollen ausschließlich vom Finanzmarktstabilisierungsfonds(SoFFin) übernommen werden. Altaktionäre wie der US-GroßinvestorFlowers sollen vom Bezugsrecht ausgeschlossen werden.

Um die Kapitalerhöhung durchzudrücken, braucht der Bund auf derHauptversammlung eine einfache Stimmenmehrheit. Bislang zögern dieAktionäre mit dem Verkauf ihrer Anteile. Bis Donnerstagnachmittaghatte der Bund lediglich 1,28 Prozent der Aktien angedient bekommenund hielt damit 9,94 Prozent der HRE-Anteile. Seit einer Woche läuftdas Übernahmeangebot zum Preis von 1,39 Euro pro Anteilsschein. Biszum 4. Mai haben die restlichen Aktionäre der HRE nun Zeit, ihrePapiere noch an den Bund abzutreten.

Fraglich ist vor allem, ob Großaktionär J.C. Flowers seinen Anteilvon knapp 22 Prozent freiwillig abgibt. Notfalls will der Bund einVerfahren zur Enteignung einleiten. Dann würde der Staat aber einengeringeren Preis für die Aktien zahlen. Vorstand und Aufsichtsrat derHypo Real Estate empfahlen den Aktionären daher, das Angebot derSoFFin über 1,39 Euro je Aktie anzunehmen.

Die Hypo Real Estate stand im vergangenen Jahr wegen derSchwierigkeiten ihrer Tochter Depfa Bank kurz vor dem Kollaps undwird seitdem mit Geld und Garantien von insgesamt 102 Milliarden Euroam Leben gehalten. Nach der Komplettübernahme soll die HRE radikalverkleinert werden. Der Abbau von 1000 Stellen ist bereitsbeschlossene Sache, zahlreiche Auslandsstandorte werden geschlossen.