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Familienpolitik Familienpolitik: «Kritik hat Hauch von Heuchelei»

23.02.2007, 19:38

Berlin/MZ. - Die CSU will im Streit um die Kleinkind-Betreuung das konservative Tafelsilber der Union verteidigen. Was glauben Sie, ist damit gemeint?

Geißler: Ein Familienbild von vorgestern. Das besagt: Die Frau gehört an den Herd und ins Kinderzimmer. Der Mann sorgt fürs Einkommen. Die CDU aber sagt seit dem Essener Parteitag 1985: Familie ist dort, wo Kinder sind. Das können also auch berufstätige, allein erziehende Frauen mit Kindern sein. Und die brauchen Hilfe bei der Betreuung. Familienpolitik sollte sich nicht an irgendeiner Ideologie orientieren.

Fürchten Sie nicht, dass sich Familienfrauen durch die Propagierung des neuen Familienbilds vor den Kopf gestoßen fühlen?

Geißler: Dazu besteht kein Anlass. Eine Frau, die sich für die Erziehung der Kinder zu Hause entscheidet und sich das leisten kann, wird doch nicht diskriminiert. Aber wir sind verpflichtet, denen besonders zu helfen, die es schwer haben. Eine berufstätige Frau mit Kindern ist einer oft schwer zu bewältigenden Doppelbelastung ausgesetzt. Die frühkindliche Betreuung in Kindertagesstätten ist für Väter oder Mütter eine entscheidende Hilfe. Außerfamiliäre Erziehung soll ja die Erziehung in der Familie nicht ersetzen, nur ergänzen. Das wissen die Kritiker von Ministerin von der Leyen alle. Die Attacken haben deshalb einen Hauch von Heuchelei. Ich finde es makaber, dass in der Union gerade die, die niedrige Löhne für richtig halten oder sogar Lohndumping, sich gleichzeitig über die Frauen mokieren, die arbeiten müssen.

Man wirft Frau von der Leyen ja auch vor, sie wollte die Männer erziehen und an den Wickeltisch zwingen.

Geißler: Männer die im Leben stehen und eine Familie haben, können heute auch ihre Kinder wickeln. Sonst sind sie auch für das sonstige Leben schlecht geeignet.