Extra Extra: Handke von Milosevic vor Tribunal beeindruckt
Berlin/dpa. - Der Schriftsteller Peter Handke hat den Auftrittdes früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic vor demHaager UN-Tribunal gelobt. «Ich bin beeindruckt von seiner Rede,seine Worte waren wundervoll», sagte Handke in einem am Donnerstagveröffentlichten Gespräch mit der Berliner Zeitung «Junge Welt».Er habe sich auf seinen Reisen nach Jugoslawien ein eigenes Bild derLage verschafft.
«Wenn man einmal durchschaut hat, was in Jugoslawien wirklichpassiert ist, dann kann man von diesem Thema nicht mehr loskommen»,sagte der Schriftsteller in dem Interview. Handke war zum Auftakt desProzesses gegen Milosevic wegen Verbrechen in Kosovo, Kroatien undBosnien nach Den Haag gereist.
Immer wieder hätten westliche Politiker und Medien versucht, dieSerben als ein nationalistisches, aggressives Volk darzustellen,sagte Handke. In seinen Augen seien die Serben aber die am wenigstennationalistische Volksgruppe auf dem Balkan. Die Serben seienvielmehr zu einer Reaktion durch den erstarkenden Nationalismus inKroatien, Bosnien-Herzegowina und im Kosovo gezwungen worden.
Laut Handke haben die Serben nie eine Angriffskrieg geführt. «Siehaben keine Erfahrungen, wie man einen aggressiven Krieg führt». AlsBeispiel nannte der Autor die Weigerung Serbiens, die bosnischeHauptstadt Sarajevo einzunehmen. Die serbischen Truppen hätten dieStadt umstellt und von Zeit zu Zeit «ein paar Schüsse abgefeuert».
Das öffentliche Bild Serbiens basiere «auf einer reinenKonstruktion von Lügen», Jugoslawien sei mit Hilfe westlicherRegierungen zerbrochen, sagte Handke. Er frage sich, warum es eineMehrheit in der Bevölkerung gebe, die all das nicht sehe.«Eigentlich müssten doch alle Menschen Serbien und Slobodan Milosevicunterstützen», betonte der Schriftsteller.