Ex-SS-Offizier Ex-SS-Offizier: Julius Viel ist seiner Krankheit erlegen
Karlsruhe/dpa. - Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte die ursprünglich für den 19.Februar angesetzte Revisionsverhandlung gegen den 83-Jährigen wegendessen schwerer Krebserkrankung auf unbestimmte Zeit verschoben. SeinGesundheitszustand hatte sich in letzter Zeit derart verschlechtert,dass er wahrscheinlich nicht mehr in der Lage gewesen wäre, dasRevisionsverfahren noch zu überblicken. Nach den Worten des BGH-Sprechers Wolfgang Krüger hatten die Mitteilungen desVollzugskrankenhauses und der Strafkammer des Landgerichts Ravensburgden Schluss nahe gelegt, dass Viel «nicht mehr versteht, worum esgeht».
Das Ravensburger Landgericht hatte 38 Prozesstage lang gegen Vielverhandelt - wegen seiner angeschlagenen Gesundheit nur vier Stundenpro Tag. Nach Erkenntnissen der Richter erschoss Viel 1945 innerhalbeiner Minute «aus Freude an der Vernichtung menschlichen Lebens» ohnejeglichen Anlass sieben jüdische Häftlinge, die einen Panzergrabenausheben sollten, wie es in einer BGH-Mitteilung heißt. DasLandgericht erkannte auf Mord aus niedrigen Beweggründen undMordlust. Angeklagter und Staatsanwaltschaft legten Revision ein.
Trotz seiner Krankheit saß Viel ab Oktober 1999 inUntersuchungshaft. Am 15. Februar erklärte das Landgericht denAngeklagten für haftunfähig, woraufhin er vom Gefängniskrankenhaus inHohenasperg in ein allgemeines Krankenhaus verlegt wurde. Nach demZweiten Weltkrieg hatte Viel als Journalist in Wangen im Allgäu einLeben «ohne Fehl und Tadel» geführt, hieß es bei derUrteilsverkündung des Landgerichts. Die späte Aussage des ehemaligenWaffen-SS-Junkers Adalbert Lallier, dessen Ausbilder Viel war, hattezur Verurteilung geführt.