Ex-Pegida-Frontfrau Ex-Pegida-Frontfrau: Tatjana Festerling jagt Flüchtlinge im bulgarisch-türkischen Grenzgebiet
Dresden - In Sachsen sind Ferien, die Wutmenschenbewegung Pegida ist in der schwülen Sommerhitze stark erschlafft, am Montag kamen gerade noch 1000 Anhänger nach Dresden. Nicht einmal Anführer Lutz Bachmann war da. Still ruht der braune Tümpel, wäre da nicht Tatjana Festerling, die Abtrünnige, die gerade als zornige Lady Vollgaga über den Balkan tourt.
Die ehemalige AfD-Politikerin aus Hamburg, lange Zeit wortgewaltige Pegida-Frontfrau in Dresden bis es zum großen Krach mit Anführer Bachmann kam, stromert seit Tagen mit ihrem Gefährten Ed Wagensfeld (Ed, der Holländer) durchs Unterholz im bulgarisch-türkischen Grenzgebiet, um Jagd auf Flüchtlinge zu machen.
Auf Facebook hält die 52-jährige Ex-Journalistin die Welt über ihre Mission auf dem Laufenden: Man sieht sie im Tarnanzug im Gras hocken oder umringt von Typen in Tarnanzug mit Sturmhauben. Als „freiwillige, unbewaffnete und vollkommen legale Helfer und Unterstützer der bulgarischen Grenzpolizei“ seien sie unterwegs, um „illegale Eindringlinge aufspüren“, schreibt sie.
Und leicht hat sie es dabei nicht, die Natur setzt ihr zu: „Sengende Hitze, unbefestigtes Gelände, dschungelähnlicher Wald und Moskitos“ und sie und ihr Ed, das „Traumpaar der migrationsfeindlichen Bewegung Fortress Europe, wie die Sächsische Zeitung schrieb, im Einsatz gegen „Invasorenströme aus der Türkei“.
Festerlings Appell an die „Männer Europas“
Und weil sie und Ed und die Miliz das natürlich alleine nicht schaffen können, schrieb sie einen Appell an die „Männer Europas, möglichst Veteranen aus Militär und Polizei“, schleunigst nach Bulgarien zu reisen, die angeblichen Grenzhelfer zu unterstützen und die „Invasoren auf ihrem Raub- und Rape-Feldzug im Namen des Islam“ zu stoppen.
Festerling will nämlich durch Begutachtung von gefundener Kleidung, Tablettenschachteln und Papieren mit arabischen Aufschriften herausgefunden haben, dass nicht Flüchtlinge unterwegs seien, sondern „eiskalt berechnende Krieger des Islam, die aus verrohten Kulturen kommen und die mit unserer freien, dekadenten Lebensweise nicht das Geringste zu tun haben wollen, sondern sie zutiefst verachten und bekämpfen“.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung wiederum hat die Uniformen und Abzeichen der eigenartigen Grenztruppe begutachtet und ist mit Expertenhilfe zu dem Ergebnis gekommen, dass die ehemalige Dresdner Oberbürgermeisterkandidatin (2015 war die Wahl, zehn Prozent bekam sie), sich einer Art „privater Heimatarmee bulgarischer pro-russischer Nationalisten“ angeschlossen habe. Die Truppe bezeichne sich zwar als unabhängig und patriotisch, bekämpfe aber das demokratische politische System in Bulgarien. Ihr Anführer sei Vladimir Rusev, auf Facebook bekannt als „Valter Kalashnikow“.
Seine Truppe habe im Netz dazu aufgefordert, die südbulgarische Grenze und das Vaterland zu schützen und die Welt, „aus der Sklaverei durch die zionistische internationale Finanzmafia“ zu befreien.
Braunes Dschungelcamp
Das klingt alles nach Sonnenstich und braunem Dschungelcamp, aber offensichtlich findet Festerling bei so etwas Abwechselung nach dem Rauswurf aus Pegida. Vor zwei Wochen hatte es gekracht zwischen Festerling und Wagensveld auf der einen und dem Dresdner Pegida-Team um Gründer Bachmann auf der anderen Seite. Es ging hoch und hemmungslos her, man bezichtigte sich gegenseitig der Lüge und der Arbeit für den Verfassungsschutz. Dann war Schluss.
Irgendwie muss sich die unendliche Wut der Frau, die die deutschen Regierungsparteien einmal als „Nazis von heute“ beschimpfte, wohl körperlich entladen. Ihre frühere Yoga-Ausbildung scheint keine Hilfe zu sein. „Wenn die Mehrheit der Bürger noch klar bei Verstand wäre, dann würde sie zu Mistgabeln greifen und diese volksverratenden, volksverhetzenden Eliten aus den Parlamenten, aus den Gerichten, aus den Kirchen und aus den Pressehäusern prügeln“, hatte sie zu Jahresbeginn bei einer Legida-Kundgebung in Leipzig gerufen.
Nun also vom Wort zur Tat und durchs Dickicht entlang der türkischen Grenze. Noch schlimmer als ihr Privatpatrouillen empfinden viele in Dresden allerdings etwas anderes: Bald ist Schluss. Sie kommt zurück.