Europäische Union Europäische Union: Urlaubsinsel Malta ist das reichste der EU-Beitrittsländer
Rom/Valletta/dpa. - Obwohl Malta im Herzen des Mittelmeers liegt, ist der Fischfang auf der Insel recht unbedeutend. Da die Insel samt ihren kleineren Schwestern Gozo und Comino zudem nicht auf Rohstoffe setzen kann und Landwirtschaft auf dem öden Land kaum möglich ist, setzt die Regierung hauptsächlich auf den Tourismussektor und die Produktion von Exportgütern (vor allem elektronische Teile). Auch die Lage der Inselgruppe zwischen Europa und Afrika ist strategisch günstig, was sie zu einem begehrten Umschlagplatz für die Containerschifffahrt macht.
Das Land bietet Sonne pur, reizende Häfen und mittelalterliche Städte, dazu türkisblaues Meer. Der Staat erkannte früh, dass eine angemessene Infrastruktur für den Tourismus aufgebaut werden musste - und behielt Recht: Der Sektor macht heute ein Viertel der gesamten Wirtschaftsleistung aus, alljährlich kommen über eine Million Urlauber. Zudem hat sich Malta weltweit einen Namen als Insel der Sprachschulen gemacht und bietet Englisch-Kurse im Ferien-Ambiente.
Weitere wichtige Wirtschaftszweige des zukünftigen EU-Mitglieds sind Finanzdienstleistungen, Lohnveredelung, Werften und der öffentliche Sektor. Malta bietet zudem vielfache Anreize zur Ansiedlung ausländischer Produktionsstätten. Die Investoren schätzen dabei besonders die günstigen Standortbedingungen, steuerliche Anreize und niedrige Lohnkosten.
Einer der Vorreiter war der deutsche Playmobil-Hersteller Brandstätter, der schon Ende der 60er Jahre auf Malta investierte. Heute beschäftigt seine Fabrik auf der Insel über 750 Mitarbeiter. Insgesamt fast 200 ausländische Firmen setzen mittlerweile auf Maltas gute Standortbedingungen, darunter allein 60 Unternehmen aus Deutschland. Dies sei vor allem ein Verdienst der 1967 gegründeten Malta Development Corporation (MDC), loben Anleger. Der MDC ist es auch zu verdanken, dass der italienisch-französische Chip-Hersteller ST Microelectronics 1981 nach Malta zog. Das Unternehmen ist heute mit 2500 Angestellten der größte Arbeitgeber der Insel.
Die Insel gilt als das reichste der neuen EU-Beitritts-Länder. Die Arbeitslosenquote lag 2002 bei 6,9 Prozent. Die Wirtschaft wuchs laut EU-Kommission zwischen 1997 und 2001 um 3,4 Prozent. Trotz zahlreicher sonniger Aspekte gibt es auch Schattenseiten: So kämpfte Malta jahrelang mit einem Haushaltsdefizit von bis zu zehn Prozent. Auch in diesem Jahr wird es mit rund sieben Prozent viel zu hoch sein.
Selbst der blühende Tourismus lässt mittlerweile kaum noch Spielraum für weiteres Wachstum. Mit nur 316 Quadratkilometern Fläche ist die Inselgruppe einfach zu klein, was langfristig zu Platzproblemen führt. Schon heute ist Malta mit 1200 Einwohnern pro Quadratkilometer das am dichtesten besiedelte Land in Europa. Deshalb haben die Malteser bei den Beitrittsverhandlungen unter anderem durchgesetzt, dass Bürger anderer EU-Staaten in den ersten sieben Jahren der EU-Mitgliedschaft um eine Genehmigung ersuchen müssen, um sich auf der Insel niederlassen zu können. Fenech Adami ist trotz aller Probleme zuversichtlich: «Es hängt jetzt von den Menschen ab, die sich ergebenden Möglichkeiten auszuschöpfen. Vereint werden wir in der Lage sein, unseren Lebensstandard zu verbessern und Fortschritt zu erzielen.»