Europäische Union Europäische Union: Netto-Zahler wollen den Haushalt begrenzen

Berlin/MZ. - Es sieht also so aus, als lasse ZahlmeisterDeutschland die Muskeln spielen. Gründe dafürgibt es genug. Rund 22 Prozent des europäischenHaushalts werden von den Deutschen getragen,auch im nächsten Jahr. Noch immer überweisensie rund fünf Milliarden Euro netto an dieEU, mehr als jeder andere.
In Berlin unterscheidet man dieser Tagefein zwischen Absicht und Wirkung. Als Racheaktwill man die Veröffentlichung des Schreibenskeinesfalls verstanden wissen. Der Brief,der so pünktlich nach dem geplatzten Gipfelam Wochenende bei Kommissionspräsident RomanoProdi eintraf, hat eine gewisse Vorlaufzeit,auf die verwiesen wird. Das abgestimmte Vorgehenvon gleich sechs Staaten legt nahe, dass dieVerständigung darüber schon vor Wochen begann,unabhängig vom Ausgang der Regierungskonferenz.
Ob der Brief allerdings auch bei Prodi gelandetwäre, wenn die Konferenz Erfolg gehabt hätte,bleibt offen. In Berlin ist man nicht bereit,weit reichende finanzielle Zusagen für denZeitraum nach 2007 zu machen, solange diekünftige Machtverteilung im Ministerrat nichtgeklärt ist. Die Bundesregierung sieht sichauch moralisch auf der sicheren Seite. Solangedie Staaten zur Ausgabendisziplin aufgefordertwürden, sei es nur logisch, auch den Haushaltzu begrenzen.
Dieser Ansicht schließt sich bislang auchGünter Verheugen an. Als EU-Kommissar fürdie Ost-Erweiterung müsste er bei den Beratungender Kommission auch eine maßgebliche Stimmehaben. Wer kennt schließlich besser als erden Finanzbedarf, der mit der Erweiterungauf die Union zukommt. Allerdings: Die anderenKommissare wollten sich gestern nicht soweitaus dem Fenster lehnen. Bevor man über Geldrede, müssten politische Ziele festgelegtwerden, teilte ein Sprecher mit.

