EU-Erweiterung EU-Erweiterung: Helmut Kohl erinnert an Soldatengräber der Weltkriege

Zittau/dpa. - Im Dreiländereck bei Zittau sind am Freitagabend mit einem großen Volksfest die neuen EU-Mitgliedsländer Polen und Tschechien begrüßt worden. Altbundeskanzler Helmut Kohl (CDU) würdigte in seiner Festrede Chancen, die die EU-Erweiterung mit sich bringe. Pünktlich zu Mitternacht sollte es zu dem historischen Moment ein farbenfrohes Feuerwerk geben. Tausende Menschen feierten an der Neiße den Beitritt von Polen und Tschechien sowie von weiteren acht neuen EU-Mitgliedern. Auch in Görlitz und der polnischen Nachbarstadt Zgorzelec waren die Menschen auf den Straßen unterwegs.
Rund 800 geladene Gäste nahmen an dem Festakt Sachsens teil, darunter Regierungsvertreter aus Polen und Tschechien. Altbundeskanzler Kohl knüpfte an die EU-Erweiterung die Hoffnung auf ein friedliches Europa. «Wir wollen nie wieder in Europa Soldatengräber haben», sagte er. «Das ist die eigentliche und wichtigste Begründung für die politische Einigung Europas.» Deutschland ist nach Ansicht von Kohl der politische Hauptnutznießer im geeinten Europa. «Unser Land ist umgeben von Freunden und Partnern», sagte er.
Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) bezeichnete die EU-Erweiterung als Glücksfall für die Menschen der beteiligten Länder. «Es sind neue Staaten, aber vertraute Gesichter zur Europäischen Union hinzugekommen», sagte er. «Das ist eine neue Stärke, darin liegen große Chancen, wenn wir aufeinander zugehen.»
Die letzten Stunden bis zum offiziellen Beitritt Punkt Mitternacht verlebten Deutsche, Polen und Tschechen am Dreiländerpunkt bei Zittau bei dem Programm «Sternstunden Europas». Künstler aus den drei Ländern verkürzten mit ihren Auftritten die Zeit bis zum offiziellen EU-Erweiterungstermin um Mitternacht.
Am Samstag werden Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und seine Amtskollegen Vladimir Spidla (Tschechien) und Leszek Miller (Polen) in Zittau erwartet. Sie nehmen unter anderem an einer Probebohrung für ein Verkehrsprojekt teil, das die drei Länder verbinden soll.
Am letzten Tag vor dem Beitritt Polens und Tschechiens mussten Lkw-Rekordstaus an Sachsens Grenzübergängen registriert werden. Lastwagenfahrer warteten bei der Ausreise in beide Länder nach Angaben des Bundesgrenzschutzes bis zu 20 Stunden. Auch bei der Einreise war Geduld gefragt. Der Grenzübergang Zittau-Chopinstraße war nach einer Bombendrohung im benachbarten polnischen Sieniawka vorübergehend komplett gesperrt.