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Entführter Entwicklungshelfer befreit

13.02.2008, 14:03

Nairobi/Mogadischu/dpa. - Der in Somalia entführte deutsche Entwicklungshelfer Daniel Bronkal ist nach wenigen Stunden in der Hand seiner Kidnapper wieder freigekommen.

«Nach einem Schusswechsel mit den Entführern haben wir den Deutschen unverletzt befreit und zwei der Täter verwundet», sagte Ismail Hagi Nor, der Polizeichef von Erigavo im Nordwesten Somalias, am Mittwoch. Mehrere Täter konnten während der Polizeiaktion fliehen. Nach ihnen wird gefahndet. Motive und Hintergründe der Entführung waren zunächst noch völlig offen.

«Ich bin von den Entführern sehr gut behandelt worden, es gab genügend Essen und Trinken, und man hat mich weder bedroht noch geschlagen», berichtete Bronkal der Welthungerhilfe in einem Telefonat. Gleichzeitig betonte eine Sprecherin der Organisation, dass die Arbeit in Somalia fortgesetzt werde.

Bronkal, der seit fast zwei Jahren in Somalia arbeitet, war am Dienstag bei einer Autofahrt im Nordwesten des Landes in der Region Somaliland verschleppt worden. Das Fahrzeug, in dem auch eine weitere deutsche Mitarbeiterin, ein lokaler Mitarbeiter sowie der Fahrer saßen, war etwa 60 Kilometer nördlich von Erigavo von einer Gruppe Bewaffneter angehalten worden. Noch am Abend um 22.00 Uhr Ortszeit (20.00 Uhr MEZ) wurde Bronkal nach Angaben der Welthungerhilfe in den Al Mado Bergen befreit.

In Somalia herrschen seit mehr als einem Jahrzehnt bürgerkriegsähnliche Zustände. Das Land am Horn von Afrika hat seit 1991 keine funktionierende Zentralregierung mehr. Die vor einem Jahr mit Hilfe äthiopischer Truppen an die Macht gekommene Übergangsregierung konnte bisher nicht für Ruhe sorgen. Der Nordwesten Somalias galt bisher allerdings als relativ stabile Region.

In den vergangenen Monaten wurden wiederholt auch Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und der Vereinten Nationen Opfer von Angriffen. Anfang Januar waren zwei spanischsprachige Mitarbeiterinnen von Ärzte ohne Grenzen entführt und nach einer Woche wieder freigelassen worden. Mehrere internationale Hilfsorganisationen haben deshalb ihre ausländischen Mitarbeiter aus Somalia abgezogen.

Die Deutsche Welthungerhilfe will unterdessen ihre Arbeit in der Region fortsetzen. Dies geschehe aber nach einem solchen Ereignis unter veränderten Bedingungen, sagte die Sprecherin der Organisation, Simone Pott, am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin. Nach einem solchen Vorfall müsse die gesamte Arbeit auf den Prüfstand gestellt werden. Es gehe darum zu klären, was noch geschafft und wie die Sicherheit der Mitarbeiter gewährleistet werden könne. Jedem Mitarbeiter sei es jetzt freigestellt, ob er sich in ein anderes Land versetzen lassen wolle. Für die Deutsche Welthungerhilfe sind zur Zeit vier deutsche Mitarbeiter in Somalia im Einsatz.