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Energie Cottbus Energie Cottbus: Ende eines Abenteuers

Von JULIA KLABUHN 04.06.2009, 20:10

COTTBUS/MZ. - "Dieses Jahr war frustrierend. Die Mannschaft hat sich blöd angestellt." Seit 40 Jahren ist Schönecker Energie-Fan, seit 20 Jahren hat er eine Dauerkarte. Und muss jetzt wieder einmal um seinen Club zittern. "Hoffentlich werden wir nicht direkt in die dritte Liga durchgereicht."

In Cottbus ist es in diesen Tagen nicht schwer, enttäuschte Fans zu finden. Doch viele Anhänger sehen die Lage auch realistisch. "Cottbus hat viel erreicht. Insgesamt zwölf Jahre erste und zweite Liga, das ist außerordentlich gut", betont Ulrich Scharfenberg. Der 55-Jährige ist Vorsitzender der "Energie-Luxxe", einem der größeren Fanclubs mit knapp 100 Mitgliedern. "Schon der Relegationsplatz im Abstiegskampf war glücklich. Wer so spielt, wie Cottbus letzte Saison, der hat es nicht verdient, erste Liga zu spielen", erklärt Scharfenberg. Probleme damit, dass Energie nun in der zweiten Liga ist, hätten die meisten Fans nicht. "Aber das Team muss Leistung zeigen."

Auch Oberbürgermeister Frank Szymanski (SPD) sieht keinen Grund, wegen des Abstiegs "in "Sack und Asche zu gehen". Es sei schließlich ein Wunder gewesen, dass die Mannschaft einer Stadt mit 100 000 Einwohnern überhaupt drei Jahre lang in der ersten Bundesliga gespielt habe. "Das war toll, dass das geklappt hat", sagt das Stadtoberhaupt. Deshalb hoffe er, dass Energie auch wieder aufsteigt. Dies ist aus Sicht der Stadtoberhauptes verständlich. Denn als Erstligaverein war Energie eine starke Marke für die Stadt und die Region. In der zweiten Liga wird Cottbus seltener bundesweit Schlagzeilen machen.

"Der Abstieg ist für die ganze Region sehr schade", sagt daher Elke Richter, Inhaberin eines Blumenladens. "Viele Menschen im Westen wussten, wo Cottbus ist, weil Energie in der ersten Liga spielt." Nicht nur eingefleischte Fußballfans hätten sich für den Verein begeistert. Ganze Reisegruppen habe man in der Stadt gesehen - mit Energie-Cottbus-T-Shirts. Sie rechnet damit, dass künftig weniger Touristen kommen. Das bestätigt Christian von Rumohr, Direktor des Sorat-Hotels. "Der Abstieg hat definitiv Auswirkungen auf unser Geschäft", sagt Rumohr, von dessen Hotel aus man in fünf Minuten zu Fuß das Stadion der Freundschaft erreicht. Die Zugpferde wie Bayern München hätten immer viele Fans nach Cottbus gelockt, einige hätten im Sorat-Hotel übernachtet. Jammern will er aber nicht.

Man müsse eben nicht nur mit dem Fußball werben, sondern verstärkt mit der Stadt selbst und der Region Spreewald. "Wir werden jetzt die Ärmel hochkrempeln und sind zuversichtlich, dass auch neue Vermarktungskonzepte Erfolg haben." Und Spiele, die die Fans elektrisieren, werde es auch nächste Saison geben. "Vor allem die Regionalderbys gegen Rostock oder Union Berlin werden viele Zuschauer anziehen."

"Die emotionale Verbundenheit mit diesem Verein ist sehr hoch", weiß auch Club-Sprecher Ronny Gersch. Daher reagierten die Leute auf den Abstieg extrem enttäuscht - bei Erfolgen aber auch extrem euphorisch. Um die möglichst schnell wieder zu erreichen, benötigt der Verein zunächst aber einen neuen Trainer. Vom Bojan Prasnikar hatte sich Energie getrennt. "Die Trainersuche ist das Wichtigste. Danach können wir die Mannschaft zusammenstellen", erläutert Gersch. Ziel sei es, die Enttäuschung der Fans zu heilen. "Verein und Mannschaft müssen zeigen, dass wir uns unserer Bedeutung für die Region bewusst sind", sagt der Sprecher.

Die Wunden scheinen bei einigen Anhängern noch nicht verheilt. "Fans verzeihen vieles. Die Frage ist aber immer, wie man verliert", sagt Thomas Lange, Fan-Beauftragter des Vereins. So sei der Eindruck entstanden, die Spieler hätten sich in einigen Spielen aufgegeben. Die Anhängerschaft werde dennoch nicht schrumpfen. Der Fan an sich sei leidensfähig - und leidenschaftlich.

Auch Energie-Fan Thomas Schönecker will sich trotz allem wieder eine Dauerkarte kaufen. Er hofft, dass es wieder nach oben geht mit dem FC Energie. "Und die Dauerkarte wird ja in der zweiten Liga jetzt hoffentlich auch billiger sein."