Empörung über UN-Auftritt von Ahmadinedschad
New York/Berlin/dpa. - Der iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad hat mit einer antisemitischen Rede vor den Vereinten Nationen weltweit Empörung und Entsetzen ausgelöst. Israel boykottierte den Auftritt vor der UN-Vollversammlung.
Zahlreiche andere Vertreter, darunter auch die deutsche Delegation, verließen am Mittwochabend (Ortszeit) aus Protest während der Rede den Saal. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte am Donnerstag in Berlin: «Dieser Präsident ist eine Schande für sein Land.» In New York demonstrierten Tausende gegen den Auftritt.
Ahmadinedschad nannte das Vorgehen gegen die Palästinenser «Völkermord» und warf den Juden vor, die internationale Politik zu dominieren. «Es ist nicht länger akzeptabel, dass eine kleine Minderheit die Politik, Wirtschaft und Kultur großer Teile der Welt durch ihre komplizierten Netzwerke beherrscht und eine neue Form der Sklaverei betreibt», sagte er. Auf den Streit um das Atomprogramm seines Landes ging er mit keinem Wort ein.
Die israelische UN-Botschafterin Gabriela Schalev verurteilte die Äußerungen. Die «Hassrede» Ahmadinedschads beweise erneut die Gefahr, die vom Iran ausgehe, sagte sie dem israelischen Rundfunk. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wollte bei seiner Ansprache am Donnerstagabend vor den Vereinten Nationen Stellung nehmen.
Der Zeitung «Israel Hajom» (Donnerstagsausgabe) sagte er: «Ich werde der Welt sagen, was wir in der Iran-Frage spüren.» Seine Äußerungen würden «scharf und klar» sein, kündigte er an. «Wir werden es einem gefährlichen Führer nicht erlauben, uns mit einem neuen Holocaust zu bedrohen.»
Steinmeier nannte Äußerungen dieser Art «nicht hinnehmbar». Der israelische US-Botschafter Michael Oren erklärte, Ahmadinedschads «klassischer Antisemitismus» habe jedem, der noch Zweifel gehabt habe, das wahre Wesen des iranischen Regimes aufgezeigt.
In seiner von langen religiösen Ausführungen durchsetzten Rede griff Ahmadinedschad auch die USA und die Vereinten Nationen scharf an. Zugleich versicherte er jedoch, Teheran wolle sich «konstruktiv» daran beteiligen, internationale Probleme und Herausforderungen zu lösen. Die umstrittenen iranischen Präsidentschaftswahlen vom Juni nannte er «glorreich und voll demokratisch».
Ahmadinedschad hatte schon im Vorfeld seines New-York-Besuchs für Protest gesorgt, als er bei einer Versammlung in Teheran erneut den Holocaust leugnete. Demonstranten hielten vor dem hermetisch abgeschirmten UN-Gebäude Spruchbänder hoch wie «Mörder in den Vereinten Nationen» und «Freiheit für die politischen Gefangenen im Iran!»