1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Email-Affäre: Email-Affäre: Die 60.000 Mails der Hilary Clinton

Email-Affäre Email-Affäre: Die 60.000 Mails der Hilary Clinton

Von Damir Fras 11.03.2015, 17:21

Washington - Hillary Clinton verzieht ihren Mund zu einem gequält wirkenden Lächeln. Dann sagt sie, sie habe sich damals aus Gründen der Bequemlichkeit entschieden, nur ihr privates E-Mail-Konto zu benutzen. Das sei einfacher gewesen. Punkt. Die Vorwürfe, sie habe der Öffentlichkeit wichtige Teile ihrer Dienstkommunikation aus der Zeit als US-Außenministerin vorenthalten, vielleicht sogar absichtlich, seien Unfug. Hillary Clinton, 67, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit demnächst ihre Bewerbung um die Nachfolge von US-Präsident Barack Obama bekanntgeben. Da kann es nicht schaden, transparent wirken zu wollen. Eine Affäre soll begraben werden, bevor die Karriereplanung Schaden nimmt. „Im Rückblick wäre es besser gewesen, zwei getrennte Telefone und zwei E-Mail-Konten zu benutzen“, sagt die Politikerin.

Internationale Fallhöhe

Die Frau des früheren US-Präsidenten Bill Clinton hat einen außergewöhnlichen Ort gewählt, um sich dem amerikanischen Volk zu erklären. Sie steht im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York, vor ihr ein Mikrofon mit blauem UN-Logo, hinter ihr ein blaues Wandtuch mit der Aufschrift „Security Council“. Die Szene wirkt ein wenig, als habe sich Hillary Clinton in internationale Gewässer retten wollen.

Doch dieser Eindruck vergeht in jenem Moment, da sie zu reden beginnt. Geschickt nimmt sie sich erst die Themen vor, die eine internationale Fallhöhe haben. Sie spricht von Frauenrechten, sie spricht von den Atom-Verhandlungen mit dem Iran. Sie spricht ein wenig so, als wäre sie bereits die Präsidentin der Vereinigten Staaten, die sich gar nicht abgeben muss mit einer Affäre, die in ihren Augen keine ist.

Vor gut einer Woche wurde bekannt, dass Hillary Clinton in ihren Jahren als Außenministerin ausschließlich eine private E-Mail-Adresse für die dienstliche Kommunikation genutzt hat, zudem übergab sie die Mails erst mit fast zwei Jahren Verspätung an ihr Ministerium zur Archivierung und entzog sie damit zumindest zeitweise der Kontrolle durch die Öffentlichkeit. Nun glauben die Republikaner, einem Skandal auf der Spur zu sein, der Hillary Clinton im Wahlkampf gegen einen konservativen Kandidaten schaden könnte. Und in der Öffentlichkeit wird jetzt die Frage gestellt, wie es Hillary Clinton eigentlich mit der Transparenz hält, auf die in den USA im Falle von Regierungsmitgliedern so viel Wert gelegt wird.

Familienurlaub und Yoga-Programm

Doch Hillary Clinton stellt sich während ihrer Pressekonferenz als gläserne Politikerin dar. Gegen Regeln habe sie nicht verstoßen, sagt sie, weil bei ihrem Amtsantritt im Jahr 2009 Ministern in den USA die Benutzung von Privathandys zu Dienstzwecken genauso erlaubt gewesen sei wie heute.

Insgesamt geht es um circa 60.000 Mails, die Hillary Clinton in ihrer Zeit als US-Chefdiplomatin empfing und verschickte. Etwa die Hälfte davon seien dienstlicher Art gewesen, sagt sie. Die habe sie dem Außenministerium inzwischen zur Verfügung gestellt. Warum die Übergabe allerdings erst knapp zwei Jahre nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt geschah, sagt sie nicht. Die andere Hälfte habe sie löschen lassen. „Niemand möchte, dass seine persönlichen E-Mails veröffentlicht werden.“ Schon gar nicht Mails, in denen es um die Hochzeit ihrer Tochter Chelsea, um die Beerdigung ihrer Mutter, den Familienurlaub oder ihr Yoga-Programm gegangen sei.

Aber könnte es nicht sein, dass bei der Löschung der Korrespondenz auch ein paar Dienstmails dabei waren, die sie womöglich in ein ungünstiges Licht stellen? Als Hillary Clinton nach 21 Minuten geht, weiß sie, dass die Sache noch nicht ausgestanden ist.