Elfenbeinküste Elfenbeinküste: Rebellen verjagen Staatschef
JOHANNESBURG/MZ. - Am Donnerstag hießes im staatlichen Fernsehen RTI noch, dass"Staatschef Laurent Gbagbo in den nächstenStunden zu seinen Landsleuten sprechen wird".Dazu kam es dann aber nicht mehr. Zu dieserZeit hatten die seit Montag aus dem Nordender Elfenbeinküste anrückenden Rebellentruppenbereits nicht nur die Hauptstadt Yamoussoukround Dutzende weiterer Städte nahezu kampflosgenommen, sondern drangen bereits in Abidjanein. Am Abend eroberten sie den Flughafen,der kurz danach von den Uno-Blauhelmen undim Lande stationierten französischen Truppenübernommen wurde, und dann den FernsehsenderRTI. Dieser stellte die Sendungen ein.
Gbagbo, so sagte einer seiner Vertrauten amTelefon, sei in seiner Residenz im StadtteilCocody. Der französische Botschafter in Abidjanhingegen will wissen, dass Gbagbo in den Präsidentenpalastim Plateau-Distrikt übergesiedelt sei. BeideGebäudekomplexe werden von mehreren Tausend"Republikanischen Kräften", die loyal zumim November gewählten Präsidenten AlassaneOuattara stehen, angegriffen. Über der Residenzhängen dicke Rauchschwaden. Gbagbos Verteidigungerfolgt nur noch durch die Präsidentengarde,Spezialeinheiten und militanten Jugendmilizen,die sich mit Artillerie, Granatwerfern undMaschinengewehren zur Wehr setzen.
Die meisten Straßen Abidjans sind verwaist.Gegen Plünderer gehen französische Soldatenvor. Über 500 Franzosen und Libanesen, diedort die Geschäftswelt dominieren, flüchtetenvor um sich schießenden Jugendlichen in dasfranzösische Militärcamp in Port Bouet nahedem Flughafen von Abidjan. Eine schwedischeUno-Mitarbeiterin kam durch einen Querschlägerums Leben.
Tausende Soldaten und Polizisten sind desertiert.Armeestabschef General Phillippe Mangou flohin die Residenz der südafrikanischen Botschafterin.Der Chef der Gendarmerie, Edouard Kassarate,soll ebenfalls abgetaucht sein. Gbagbos militärischeMacht löste sich angesichts des schnellenVormarsches der Rebellentruppen regelrechtin Luft auf. Währenddessen hat Alassane Ouattara,der bei den Wahlen im November die Stimmenmehrheitvon 54 Prozent erhalten hatte und internationalals rechtmäßiger Präsident der Elfenbeinküsteanerkannt ist, angeordnet, alle Grenzen desLandes zu schließen und den Flugverkehr einzustellen.Zudem wurde über Abidjan eine Ausgangssperrezwischen 21 Uhr und 6 Uhr verhängt.
Der von Ouattara ernannte MinisterpräsidentGuillaume Soro forderte Gbagbo auf, endlichzurückzutreten, um ein Blutbad zu vermeiden."Entweder er geht, oder wir kommen und ergreifenihn", erklärte Soro. "Und dann wird er vorden Internationalen Strafgerichtshof in DenHaag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeitgestellt." Doch der Sprecher von Gbagbo, AbdonGeorges Bayeto, sagte dem britischen SenderBBC am Telefon: "Der Präsident tritt nichtzurück."
Doch Gbagbos Macht ist längst am Ende. Dielokalen Kasernen und Gendarmerieposten liegenverlassen. In Abidjan hatten schon am Mittwochdie bewaffneten Kräfte, die seit Novemberdas Golf-Hotel umstellt hatten, in dem sichOuattara und seine Regierung befanden, schlagartigihre Positionen geräumt und sind verschwunden."Meine Truppen sind gekommen, um die Demokratiewieder herzustellen und die Respektierungder Wahlabstimmung des Volkes durchzusetzen",erklärte Ouattara. Er forderte alle auf, dieWaffen niederzulegen und gemeinsam am Wiederaufbaudes seit Beginn des Bürgerkriegs 2002 zerrissenenLandes mitzuarbeiten.