Elfenbeinküste Elfenbeinküste: Französische Truppen bringen Lage unter Kontrolle

Johannesburg/Paris/dpa. - Die Lage in der Elfenbeinküste ist auch nach der Verstärkung der französischen Truppen weiter gespannt. In der Wirtschaftsmetropole Abidjan standen sich am Montag mehrerehundert Menschen und Besatzungen französischer Panzer gegenüber, die nahe der Präsidentenresidenz auffuhren. Laut südafrikanischen Rundfunkberichten gaben sie Warnschüsse ab. Die Demonstranten waren einem Aufruf gefolgt, die Residenz von Präsident Laurent Gbagbo vor möglichen französischen Übergriffen zu schützen.
Die Panzer dienen jedoch nach Angaben der Franzosen dem Schutz eines nahe gelegenen Hotels. Sie wollten aber nicht ausschließen, dass die Schutzzoneerweitert werden könnte.
Die ivorische Regierung rief die Franzosen auf, ihre Truppen ganzaus Abidjan abzuziehen. Mehrere Fluggesellschaften - darunter AirFrance und die südafrikanische SAA - stellten angesichts derunsicheren Lage ihre Flüge nach Abidjan vorübergehend ein. SüdafrikasPräsident Thabo Mbeki wurde von der Afrikanischen Union (AU) miteiner Vermittlungsmission beauftragt. Der ivorischeInformationsminister Seri Bailly beschuldigte im südafrikanischenRundfunksender SAFM die Franzosen, die Rebellen im Norden des Landesschützen zu wollen. Außerdem verbreiteten sie falsche Behauptungen.
Gbagbo hatte zuvor im Fernsehen zur Ruhe aufgerufen und dieRückeroberung des seit 2002 von Rebellen gehaltenen Nordens deswestafrikanischen Staates angekündigt. Das Land blute ökonomisch aus,sagte der ivorische Präsident. Er verteidigte den ivorischenLuftangriff auf die Rebellen-Hochburg Bouake, bei dem in einem Lagerder UN-Truppen neun Franzosen und ein Amerikaner starben. Die Leichender getöteten Franzosen trafen am Montag in ihrer Heimat ein. 38Verwundete würden später erwartet, sagte FrankreichsVerteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie im nationalen Rundfunk.
Nach einem Bericht des internationalen Komitees vom Roten Kreuzsind bei den Kämpfen in der Elfenbeinküste bisher 400 Menschenverletzt worden. «Die Bilanz der Kämpfe in Abidjan istschwerwiegend», erklärte das IKRK am Montag in Genf unterBerufung auf die Gesundheitsbehörden vor Ort. Die Zahl der Toten seinicht bekannt. Es sei aber zu befürchten, dass sie hoch sei. Das IKRKforderte die Konfliktparteien auf, das humanitäre Völkerrecht zurespektieren.
Präsident Gbagbo hatte mit einem Aufruf an die Jugendmilizen«Patrioten» die Ausschreitungen in der Wirtschaftsmetropole Abidjanselbst ausgelöst. Auch am Montag gab es Berichte über sporadischeGewaltakte. Aus Sicherheitsgründen blieben viele westlicheBotschaften geschlossen. Die Kunden des Palm Beach Hotels in Abidjanhatten zusehen müssen, wie ihre Unterkünfte geplündert wurden,nachdem 25 Hotelgäste am Sonntag Zuflucht auf einem Fischereischiffgefunden hatten.
Seit einem Putschversuch vor zwei Jahren ist die Elfenbeinküstezweigeteilt. Rebellen kontrollieren den Norden des Landes, im Südenhat die Regierung von Präsident Gbagbo das Sagen. Dazwischen liegteine Pufferzone, die von 6300 UN-Blauhelmen - darunter etwa 4000Franzosen - überwacht wird. Frankreich hat überdies rund 800 Soldatenin dem westafrikanischen Land stationiert.
