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Einsatz oder Schrottplatz? Einsatz oder Schrottplatz?: Was wird aus der Skandal-Drohne "Euro Hawk"?

Von Michael Fischer 26.07.2013, 09:04
Das unbemannte Flugzeug Euro Hawk wird am 21.07.2011 auf dem Luftwaffenstützpunkt Manching (Oberbayern) zur Parkpostion gezogen.
Das unbemannte Flugzeug Euro Hawk wird am 21.07.2011 auf dem Luftwaffenstützpunkt Manching (Oberbayern) zur Parkpostion gezogen. dpa Lizenz

Berlin/DPA - Und er fliegt doch noch. Fünf Probeeinheiten hat der Prototyp des „Euro Hawks“ schon absolviert, zwei hat die Skandal-Drohne noch vor sich. Jedes Mal muss der Luftraum über dem Flugplatz im bayerischen Manching gesperrt werden, damit der unbemannte Flieger mit einer Spannweite von 40 Metern aufsteigen kann. Hat die Drohne, die nur eine vorläufige Verkehrszulassung hat, ihre Flughöhe von 20 Kilometern dann erreicht, kann sie keinem anderen Flieger mehr in die Quere kommen.

3,3 Millionen Euro monatlich kostet die Erprobung des Prototypen den Steuerzahler, obwohl längst klar ist, dass die Drohne nie serienmäßig produziert wird. Das Verteidigungsministerium erhofft sich von den Tests weitere Erkenntnisse über die Aufklärungstechnik Isis, die künftig in einem anderen Flieger genutzt werden soll.

Für die Drohne selbst wird es dagegen keine Zulassung für den europäischen Luftraum geben. Ihr Schicksal ist noch völlig ungewiss und Gegenstand wilder Spekulationen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Einsatz in Afghanistan, wo es vielleicht weniger strenge Regeln für die Luftfahrt gibt? Kann man die Aufklärungsdrohne unter Umständen verkaufen? Oder endet der Hightech-Flieger auf dem Schrottplatz?

Letzteres würde viel Geld kosten. Die Verschrottung von Militärgerät ist teuer. Den „Euro Hawk“ in Manching längere Zeit in der Garage zu parken, ist angesichts der Wartungs- und Instandhaltungskosten ebenfalls wenig lukrativ.

Also ab in den Einsatz? Verteidigungsminister Thomas de Maizière hatte nach dem Scheitern des Entwicklungsprogramms erklärt, dass er das durchaus für möglich hält: „Vielleicht können wir auch diese Drohne im Einzelfall, auch sogar für den Einsatz nutzen“, sagte er bereits Anfang Juni in einem Interview.

Wolfgang Steiger von der für die Zulassung von Militärflugzeugen zuständigen Wehrtechnischen Dienststelle hält das ebenfalls für nicht ganz abwegig. „Nachdem der „Euro Hawk“ ja nun von den USA nach Deutschland geflogen ist, ist er sicher auch in der Lage (...) sonst wohin zu fliegen“, sagte er im Drohnen-Untersuchungsausschuss des Bundestags. Die jetzige vorläufige Verkehrszulassung gilt aber nur für 800 Probeflugstunden über Deutschland. Diese Genehmigung auf Afghanistan auszuweiten sei nicht ausgeschlossen, sagte Steiger, fügte aber hinzu: „Da hat bisher keiner nach gefragt.“

Die Bundeswehr braucht eigentlich auch keine zusätzliche Drohne in Afghanistan. Bis Oktober 2014 hat sie drei israelische Aufklärungsdrohnen vom Typ „Heron“ für den Einsatz am Hindukusch gemietet, die gerade in Zeiten des Truppenabzugs wichtige Informationen über die Gefährdung der eigenen Soldaten liefern. Eine Verlängerung des Mietvertrags wird erwogen, Ende 2014 endet der Kampfeinsatz der Bundeswehr aber ohnehin und für die anschließende Ausbildungsmission dürfte eine Drohnen-Überwachung kaum notwendig sein.

Also verkaufen? Die „Bild am Sonntag“ berichtete am vergangenen Wochenende, das Verteidigungsministerium erwäge einen Verkauf an die US-Weltraumbehörde Nasa oder an die US-Luftwaffe. „Wesentliche Mittelrückflüsse werden nicht erwartet“, zitierte das Blatt aus einem internen Bericht von Ende Mai. Der für Rüstung zuständige Abteilungsleiter im Ministerium, Detlef Selhausen, dementierte solche Verkaufspläne aber im Untersuchungsausschuss. Bei den zitierten Papieren handele es sich um „absolute Rohentwürfe“ einer Unterarbeitsgruppe des Ministeriums zum „Euro Hawk“. „Die hier in Rede stehende Passage ist verworfen worden, weil sie nicht substanziiert war.“

Auch der Bundesrechnungshof sieht die Verkaufschancen für das unbemannte System, das den Steuerzahler auch ohne die Aufklärungstechnik schon mehr als 300 Millionen Euro gekostet hat, eher skeptisch. „Man kann versuchen es zu verkaufen, irgendwie zu verwerten, aber ich denke, es wird schwierig“, sagte die zuständige Prüferin Angelika Bauch im Ausschuss.

Aber was dann? Vielleicht kommt doch noch der Vorschlag des SPD-Verteidigungsexperten Rainer Arnold zum Tragen. Der sagte schon in seiner frühen Phase der Drohnen-Affäre, der „Euro Hawk“ gehöre in ein Technikmuseum.