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Einsatz für Flüchtlinge Einsatz für Flüchtlinge: Til Schweiger ist nicht allein mit seinem Engagement 

Von Holger Schmale 25.08.2015, 09:26
Liedermacher Heinz Rudolf Kunze setzt sich für die Spende von Musikinstrumenten an Flüchtlinge ein.
Liedermacher Heinz Rudolf Kunze setzt sich für die Spende von Musikinstrumenten an Flüchtlinge ein. dpa Lizenz

Der Schauspieler Til Schweiger hat mit seinem entschiedenen Eintreten gegen Rechtsradikale und für Flüchtlinge die größte Aufmerksamkeit erregt. Er ist aber mit seinem Engagement bei weitem nicht alleine. Auch viele andere Prominente erheben ihre Stimme, mischen sich ein oder unternehmen etwas. Und nicht nur Prominente, wie diese zufällige Übersicht zeigt.

Oliver Kalkofe

Der Satiriker Oliver Kalkofe gab mit starken Worten seine Abneigung gegenüber den Fremdenhassern kund. In einem Video erbost er sich über „Parolen brüllende Vollidioten" und nennt die geistigen und tatkräftigen Brandstifter die "dümmsten Schweine, die bei uns gerade rumlaufen". Sein Beitrag wurde auf Facebook bereits tausendfach geklickt und findet, bei vereinzelten kritischen Stimmen, großen Zuspruch im Netz.

Herbert Grönemeyer

Der Sänger fordert zum Beispiel, sich zu bekennen: „Da müssen wir klar Haltung zeigen und denen, die Flüchtlinge bedrohen oder angreifen, deutlich machen, dass sie gegen eine Wand laufen. Und wenn sie das nicht begreifen wollen, dann müssen sie damit rechnen, dass wir ihnen an die Wäsche gehen.“ Grönemeyer sagte auf einer Pressekonferenz der ARD-zu ihrer Themenwoche „Heimat“. Und weiter: „Wir leben im Jetzt, die Welt rückt zusammen. Wir können diesen Menschen helfen, das ist ein Riesenglück für uns alle. So gehe ich damit um, und daran arbeite ich.“

Ralph Ruthe

Der prominenteste deutsche Popstar, Helene Fischer, hat sich, so weit bekannt, bisher nicht zu den Ausschreitungen gegen Flüchtlinge geäußert. Das nehmen ihr manche übel, zum Beispiel einer der führenden Cartoon-Zeichner Deutschlands, Ralph Ruthe. Er wandte sich mit einem besonderen Gag gegen das viel gehörte Vorurteil, Einwanderer nähmen den Deutschen ihr Geld, ihren Wohlstand weg, denn: „Natürlich ist Geld übrig für Flüchtlingsheime. Dies ist ein Land, in dem Leute Geld haben, um es für Helene-Fischer-Tickets auszugeben.“ Auch Spott kann aufrütteln.

„Flüchtlinge Willkommen“

Die Berliner Sozialarbeiterin Golde Ebding hatte mit Freunden eine ganz konkrete Idee, wie man Flüchtlingen helfen kann. Sie gründeten die Webseite Flüchtlinge-Willkommen.de, weil sie der Auffassung sind, „dass geflüchtete Menschen nicht durch Massenunterkünfte stigmatisiert und ausgegrenzt werden sollten“. Sie stellen Kontakte zwischen Privatleuten, die Flüchtlinge aufnehmen wollen, und Hilfesuchenden her und beraten auch zu rechtlichen und finanziellen Fragen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite unter anderem, wie Politiker Tobias Huch versucht, mit schockierenden Bildern auf das Elend in syrischen Kriegsgebieten aufmerksam zu machen.

Heinz Rudolf Kunze

Solche Reaktionen kennt auch der Liedermacher Heinz Rudolf Kunze. Er ruft dazu auf, für die Aktion „Musik hilft“ Instrumente zu spenden, die nicht mehr gebraucht werden. Er denkt, dass die Menschen in Not nicht nur Essen und Kleider brauchen. Mögliche Anfeindungen halten ihn nicht ab. „Wer sich bewegt, macht was falsch“, sagte er in einem-Interview. „Am besten bewegt man sich nicht und hält die Klappe. Dann kriegt man auch keinen Shitstorm. Aber sobald man etwas Gutes tut, weht von irgendwoher der Dreckwind. Das ist halt so. Damit muss man leben.“

Enno Lenze

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Der Journalist Enno Lenze hat mit seinem „Liebe ich bin ja kein Nazi, aber ... Leute“- Video viel Aufsehen erregt. „So denke ich über euch. … ihr seid einfach rechtes Pack. Lebt damit“, ruft er den Ausländerfeinden zu. 3,5 Millionen Aufrufe zeigen, welche Wirkung er damit erzielt. Neben sehr vielen positiven Reaktionen sind darunter aber auch solche: Ein Heinz Hinkel postete: „Hallo Herr Lenze, (…) wenn solche Kotzbrocken wie Sie nicht unter dem Schutz dieser Gesinnungsjustiz stehen würden bekämen Sie von mir für Ihre Aussage eine Anzeige wegen übler Nachrede und Beleidigung. Aber das Internet vergisst ja bekanntlich nichts. Es könnte also durchaus sein daß Ihnen Ihre Blödheit noch auf die Füße fällt.“

Tobias Huch

Auch der FDP-Politiker Tobias Huch aus Rheinland-Pfalz hat mit einem Video-Clip großes Aufsehen im Netz erregt. Darin knöpft er sich angesichts des Elends im Nahen Osten deutsche Hetzer gegen die Flüchtlinge vor. Er kombiniert darin verstörende Bilder von einem Bombenangriff, schreienden Kinder und verletzten Menschen in einer syrischen Stadt mit Hassmails, die ihn täglich erreichen. Mit seinem drastischen Video will er aufrütteln. „Denn die Menschen hier in Deutschland haben keine Vorstellung vom Krieg, der vor unserer Haustür tobt.“ Er engagiert sich auch praktisch in einer Initiative, die Trinkwasserflaschen an Flüchtlinge im Nordirak verteilt.

Lesen Sie auf der nächsten Seite unter anderem, wieso Tatort-Schauspielerin Friederike Kempter in ein jordanisches Flüchtlingscamp reiste.

Farin Urlaub

Der „Ärzte“-Sänger Farin Urlaub hat sich auch viele neue Gegner im Netz mit seinen klaren Aussagen gegen Ausländerfeinde geschaffen. „Solange es Leute gibt, die nichts können, nichts wissen und nichts geleistet haben, wird es auch Rassismus geben", sagte der Musiker. „Denn auch diese Leute wollen sich gut fühlen, auf irgendwas stolz sein. Also suchen sie jemand aus, der anders ist als sie, und halten sich für besser. Oder sie sind bekloppterweise stolz darauf, deutsch zu sein, wozu keinerlei Leistung ihrerseits nötig war.“ Und weiter: „Ich habe jegliche Geduld mit diesen Arschgeigen verloren; wenn ich erleben muss, dass hierzulande hilfesuchenden Menschen der notdürftige Wohnraum angezündet wird... dann schäme ich mich dafür, Deutscher zu sein.“

Friederike Kempter

Die Darstellerin der Nadeshda Krusenstern aus dem Münsteraner Tatort, Friederike Kempter, engagiert sich für das Uno-Flüchtlingshilfswerk und hat für einen Dokumentarfilm ein jordanisches Flüchtlingslager besucht. Danach sagte sie: „Die Situation dort ist wirklich hoffnungslos. Auch in der jordanischen Bevölkerung gibt es ja Ängste. Aber wenn man vergleicht, wie viele die dort aufnehmen und wie viele wir - dann ärgert mich das Gekeife hier einfach maßlos.“

Willkommensbündnis Steglitz-Zehlendorf

Schon im vergangenen Jahr haben der Schauspieler Dieter Hallervorden, der Entertainer Eckart von Hirschhausen und Publizist Jörg Thadeusz zur Unterstützung des Willkommensbündnisses für Flüchtlinge im gutbürgerlichen Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf aufgerufen. Das Bündnis will mit den politisch Verantwortlichen und den Bürgerinnen und Bürgern „dafür sorgen, dass sich Flüchtlinge geschützt vor Übergriffen und Diskriminierungen bei uns einleben und an der Gestaltung des Gemeinwesens mitwirken können“, heißt es auf seiner Webseite. Zusammen mit ehrenamtlichen Unterstützern bietet das Bündnis konkrete Hilfsangebote u.a. in den Bereichen Schule und Bildung, Begleitung und Patenschaften, Gesundheit und Freizeitaktivitäten an.

Udo Lindenberg

Und natürlich darf der Alt-Rocker Udo Lindenberg in dieser Reihe nicht fehlen. Er macht sich mit seiner Stiftung schon lange für eine Welt ohne Rassismus stark. „Nazifreie Bunte Republik Deutschland. Müssen wir hinkriegen“, ist sein Motto. „Man muss doch immer das Einzelschicksal sehen”, rief er seinen Fans gerade auf einem Konzert in Frankfurt am Main zu. Die Begegnungen mit Flüchtlingen, etwa mit der Boxerin Susi Kentikian, hätten ihn auch zu dem Lied „Komm’ wir werden jetzt Freunde” inspiriert. „Dein Weg war so weit”, heißt es darin und weiter „bist bei mir angekommen nach einer scheiß-harten Zeit. … Bist jetzt bei uns zuhaus’.”

Schauspielerin Friederike Kempter ist für eine Reportage in ein jordanisches Flüchtlingscamp gereist.
Schauspielerin Friederike Kempter ist für eine Reportage in ein jordanisches Flüchtlingscamp gereist.
dpa Lizenz