Kommentar zur Ehe für alle Ehe für alle: Angela Merkel sagt zumindest halb ja zur Ehe für alle

Angela Merkel legt sich höchst ungern fest. Auch das hat die namentliche Abstimmung zur Ehe für alle im Bundestag so spannend gemacht: Die Kanzlerin musste sich entscheiden. In der Begründung für ihr Nein versuchte sie dann wieder so viele Positionen wie möglich gleichzeitig einzunehmen. Im Grundgesetz sei mit dem Wort Ehe allein die Verbindung von Mann und Frau gemeint sei, sagte Merkel. Allerdings finde sie, man könne schwulen und lesbischen Paaren ruhig volles Adoptionsrecht zugestehen.
Also: Merkel stimmt mit „Nein“ für den Frieden in der Union. Sie sagt aber hinterher zumindest halb ja – und kommt damit der Mehrheit der Bevölkerung entgegen. Bei so viel Geschmeidigkeit kann man den SPD-Abgeordneten Johannes Kahrs schon wieder verstehen, der Merkel in der Debatte unangemessen laut entgegenbrüllte: „Vielen Dank für nichts.“
Die Union beklagt jetzt, die SPD habe Merkels Äußerung vom Anfang der Woche, es gehe um eine Gewissensentscheidung, aus Gründen des Wahlkampfes ausgenutzt. Das ist lachhaft. Denn wahr ist: Merkel hat jahrelang gleiche Rechte für Schwule und Lesben aus taktischen Gründen verhindert, um den konservativen Flügel in ihrer eigenen Partei ruhigzustellen.
Bundestag stärkt die Ehe und Familien
Das Abstimmungsergebnis im Bundestag macht den 30. Juni 2017 zu einem historischen Tag. Dass der Bundestag die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnet, zeigt: Der Gesetzgeber duldet keine Ungleichbehandlung mehr. Das ist mehr als ein Symbol. Es gibt Homosexuellen ein Gefühl von Sicherheit, dass ihre Kriminalisierung und gesellschaftliche Ächtung – die noch gar nicht so lange her ist – für immer der Vergangenheit angehören sollen.
Dabei tut der Bundestag, von den meisten Unions-Abgeordneten unverstanden, etwas höchst Konservatives: Er stärkt die Institution der Ehe, indem er sie mehr Menschen als Möglichkeit anbietet. Und er stärkt Familien. Die sind überall dort, wo Kinder aufwachsen. Dass homosexuelle Paare Kinder bislang nicht gemeinsam adoptieren durften, sondern als Einzelpersonen nacheinander zur Adoption schreiten mussten, ist so verrückt, dass man es keinem Kind erklären kann. Kinder brauchen Liebe. Die können sie von Mutter und Vater, aber genauso gut von zwei Müttern oder zwei Vätern bekommen.