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Drogen- und Suchtbericht Drogen- und Suchtbericht: Alkohol und Zigaretten an Spitze

Von Stefan Sauer 17.05.2011, 21:54

BERLIN/MZ. - Der Konsum legaler und illegaler Drogen in Deutschland geht zurück. Insbesondere junge Menschen trinken weniger Alkohol, rauchen seltener und verschmähen häufiger den Joint als in den vergangenen Jahren. Diesen erfreulichen Tendenzen des Drogen- und Suchtberichts 2011, den die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (CDU), am Dienstag in Berlin vorstellte, stehen allerdings neuartige Abhängigkeitsmuster entgegen wie etwa die "Internet-Sucht". Auch so genannte "legal highs", vom Betäubungsmittelgesetz nicht erfasste Rauschmittel, bereiten weiterhin Sorge. Die aktuellen Ergebnisse zeigen: Trotz allgemein rückläufigen Konsums kann von einer "Lösung" der Suchtproblematik keine Rede sein.

Alkohol

Die Volksdroge Nummer eins ist und bleibt der Alkohol. 9,5 Millionen Menschen trinken zu viel Bier, Wein, Likör und Schnaps, 1,3 Millionen gelten als schwer alkoholkrank. Unter den 12- bis 17-Jährigen aber ging der Konsum deutlich zurück: 2004 gaben 21,2 Prozent dieser Altersgruppe an, mindestens einmal pro Woche Alkohol zu trinken, 2008 waren es noch 17,4 Prozent. In der jüngsten Befragung von 7 000 Jugendlichen aus dem vergangenen Jahr betrug der Anteil der minderjährigen "Gewohnheitstrinker" nur mehr 12,9 Prozent. Einen solchen Befund hatte es zuletzt in den 70er Jahren gegeben. Auch junge Erwachsene bis 25 Jahren leben abstinenter: 2004 tranken 43,6 Prozent mindestens einmal wöchentlich Alkohol, 2010 waren es 34,5 Prozent.

Tabak

Unter jungen Leuten ist das Rauchen zunehmend "out". Umgekehrt ist der Anteil starker Raucher mit mehr als 20 Zigaretten pro Tag in der Altersgruppe der über 60-Jährigen mit 39 Prozent am größten. Im Jahr 2010 rauchten dem Bericht zufolge zwölf Prozent der 12- bis 17-Jährigen, im Jahr 2001 waren es 27 Prozent. 68 Prozent dieser Altersgruppe gaben an, noch nie geraucht zu haben, im Jahr 2004 hatten nur 41 Prozent auf diese Erfahrung verzichtet. Der Raucheranteil unter den Erwachsenen blieb dagegen fast konstant bei 31 Prozent. An den Folgen des Tabakkonsums starben 2007 rund 110 000 Menschen in Deutschland, weitere 3 300 in Folge des Passivrauchens.

Medikamente

Zwischen 1,4 und 1,9 Millionen Menschen in Deutschland sind abhängig von Medikamenten. Überdurchschnittlich betroffen sind ältere Menschen und besonders Frauen. Dabei werden vornehmlich Schlaf- und Beruhigungsmittel, Schmerztabletten, Anti-Depressiva und Amphetamin-haltige Arzneien konsumiert. Bis zu fünf Prozent der besonders häufig verschriebenen Präparate in Deutschland können laut Drogenbericht abhängig machen. Infolge spezieller Schulungen gaben 31 Prozent der teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte an, ihr Verschreibungsverhalten geändert zu haben.

Cannabis

Haschisch und Marihuana sind zwar nach wie vor die verbreitetste illegale Droge, der Verbrauch geht aber stark zurück. Der Anteil der 12- bis 17-Jährigen, die in den vorangehenden zwölf Monaten mindestens einmal am Joint gezogen haben, sank von 12,6 Prozent im Jahr 2004 auf 6,7 Prozent im vergangenen Jahr. Auch die Zahl der Sicherstellungen sank um 20 Prozent.

Heroin / Kokain

Während der Konsum von Heroin schon seit Jahren deutlich rückläufig ist, scheint nun auch der zuvor ansteigende Kokainverbrauch zu sinken. 2009 wurden 3 591 Erstkonsumenten von Kokain auffällig, 2010 waren es 3 201. Zugleich wurden allerdings mehr als drei Tonnen der Droge sichergestellt, darunter ein Einzelfund von zwei Tonnen. Die sicher gestellte Menge von Heroin sank dagegen um 38 Prozent, die Zahl der Erstkonsumenten um fast elf Prozent und die der Drogentoten um sieben Prozent auf 1 237.

Legal Highs

Als Badesalz, Lufterfrischer oder Kräutertees getarnt, gelangen immer neue berauschende Substanzen, die nicht verboten sind, vorwiegend über das Internet in Verkehr. Dabei hinken die Behörden den Herstellern naturgemäß hinterher: Nach dem Verbot einer Substanz wird diese geringfügig verändert und ist erneut "legal". Dyckmans lässt derzeit prüfen, ob nicht ganze Substanzgruppen unter das Betäubungsmittelgesetz gestellt werden können.