Anschläge in Dresden Dresden: Sprengstoffanschläge vor Moschee und Kongressgebäude

Dresden - In Dresden sind vor einer Moschee und einem internationalen Kongressgebäude zwei Sprengstoffanschläge verübt worden. Das teilte die Polizei in der sächsischen Landeshauptstadt am Dienstagmorgen mit. Verletzt wurde niemand.
„Auch wenn uns bislang kein Bekennerschreiben vorliegt, müssen wir von einem fremdenfeindlichen Motiv ausgehen. Gleichzeitig sehen wir auch eine Verbindung zu den Feierlichkeiten anlässlich des Tages der deutschen Einheit am kommenden Wochenende“, sagte Dresdens Polizeipräsident Horst Kretzschmar.
Tillich verurteilt Anschläge
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) verurteilte den „feigen Anschlag“ „auf das Schärfste“. „Dies ist nicht nur ein Anschlag auf die Religionsfreiheit und die Werte einer aufgeklärten Gesellschaft, sondern hier wurde auch bewusst der Tod von den in der Moschee lebenden Menschen in Kauf genommen“, sagte er am Dienstag.
Polizei informierte erst spät
Von den Anschlägen am Montagabend bis zur Erstinformation der Polizei vergingen rund zehn Stunden. Die Medieninformation ist datiert auf 8.13 Uhr, die Anschläge waren um 21.53 Uhr und 22.19 Uhr der Behörde bekannt geworden. Ein Sprecher begründete die Zeitspanne am Dienstag mit den nötigen Ermittlungen. Auch auf Facebook erklärte sich die Polizei: „Uns wird gerade vorgeworfen, dass wir nicht sofort gestern Nacht an die Öffentlichkeit gegangen sind. Dieser Wunsch nach schneller Information ist verständlich und gründet sich auf viele Motive. Besorgnis verstehen wir, durchschaubare Meinungsmache dagegen nicht“, hieß es dort. „Wir klären erst mit gebotener Sicherheit die Fakten und gehen dann damit an die Öffentlichkeit.“
Die Polizei fand an beiden Tatorten die Reste selbstgebauter Sprengsätze. „Ab sofort arbeiten wir im Krisenmodus“, sagte der Polizeipräsident weiter. Die Polizei bewache die betroffene Moschee sowie eine weitere Moschee in der Stadt. Zudem werde das islamische Zentrum in der Nähe des Bahnhofs Cotta intensiv bewacht.
Hotelbar evakuiert
Zum Zeitpunkt der Detonation befanden sich der Imam mit seiner Frau und den beiden Söhnen in der Moschee. Sie blieben unverletzt. Durch die Druckwelle der Explosion sei die Eingangstür nach innen gedrückt worden, teilte die Polizei mit. Im Gebäude sei Ruß abgelagert worden. Die Moschee befindet sich unweit des Bahnhofs Friedrichstadt.
Am Internationalen Congress Center Dresden zerstörte die Hitze der Explosion die Seite eines Glasquaders auf einer Freifläche. Der terrassenförmig angelegte Bau liegt direkt am Elbufer. Eine Hotelbar wurde evakuiert. Die Polizei forderte Gäste mit Zimmer Richtung Terrasse auf, von ihren Fenstern wegzubleiben. Auch hier wurde niemand verletzt.
Rund 50 Beamte waren in der vergangenen Nacht im Einsatz. Die weiteren Ermittlungen liegen beim Operativen Abwehrzentrum der sächsischen Polizei.
Nach Informationen der „Sächsischen Zeitung“ handelt es sich um eine Moschee der Ditib. Das Gebäude soll schon mehrmals mit rassistischen Parolen beschmiert worden sein.
Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden hat die Ermittlungen zu den Sprengstoffanschlägen übernommen. Es wurde ein Verfahren gegen Unbekannt „wegen des Verdachts des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion“ eingeleitet, wie die Behörde am Dienstag mitteilte. Da der Verdacht einer politisch motivierten Straftat derzeit nicht ausgeschlossen werden könne, untersucht das Sonderdezernat „Politisch motivierte Kriminalität“ die beiden Fälle. (dpa, red)