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Dortmund Dortmund: Imame besiegen Pfarrer mit 7:4

Von Johannes Eberhorn 28.10.2006, 15:29
Pfarrer Ralf Greth (l.) und der Imam Züfer Altas halten in Dortmund gemeinsam den Ball zwischen ihren Köpfen, hinter ihnen stehen ihre Mannschaftskameraden. (Foto: dpa)
Pfarrer Ralf Greth (l.) und der Imam Züfer Altas halten in Dortmund gemeinsam den Ball zwischen ihren Köpfen, hinter ihnen stehen ihre Mannschaftskameraden. (Foto: dpa) dpa

Dortmund/dpa. - 1:0 für die Verständigung zwischen den Religionen. In einem Fußballspiel haben islamische Geistliche eine Auswahl evangelischer Pfarrer am Freitag in Dortmund mit 7:4 geschlagen. «Die Atmosphäre war sehr angenehm und entspannt. So kannman sich auch einmal als Menschen im Alltag begegnen und etwasgemeinsam erleben», sagte Initiator Pfarrer Friedrich Stiller nach der Partie im Stadion «Rote Erde». Das Motto des bundesweit zweiten Fußballspiels zwischen christlichen und muslimischen Geistlichen lautete «Anstoß zu mehr Dialog». Die erste Partie Anfang Mai in Berlin hatte eine Pfarrermannschaft mit 12:1 gegen die Imame gewonnen.

Mit einem dreifachen «Pass! Tor!» begrüßten die evangelischenPfarrer ihre Gegner vor Spielbeginn. Auf den spärlich besetztenZuschauerrängen schien die Dialogbereitschaft bei Anpfiff jedoch nochnicht angekommen zu sein. Fein säuberlich getrennt suchten sichchristliche und muslimische Besucher ihre Sitzplätze, fanden aberdann doch nach wenigen Minuten zusammen, um Spielszenen gemeinsam zukommentieren und zu beklatschen.

«Die Dialogversuche zwischen unseren Religionen stecken noch inden Kinderschuhen», sagte Ogün Arpaci von der DortmunderMoscheengemeinde. «Aber ein Anfang ist mit diesem Spiel gemacht.» Fürdie Spielleitung konnten die Veranstalter einen Schiedsrichter ausder jüdischen Gemeinde Dortmunds gewinnen.

Zwar hatten die Vorbeter der Dortmunder Moscheen in ihremFreitagsgebet auf die Partie hingewiesen, letztlich verirrten sichaber nur knapp 50 Interessierte ins Stadion «Rote Erde». Begleitetwurden sie von rund 20 Medienvertretern, weshalb Adem Sönmez, derVorsitzende des Dortmunder Ausländerbeirates, die Partie als Erfolgwertete: «Die Gegensätze zwischen den Religionen werden zum Teil vonden Medien zu sehr hochgespielt. Mit Veranstaltungen wie dieserkönnen wir zeigen, dass es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiedegibt.»

Die Unterschiede auf dem Platz zeigten sich besonders in derzweiten Halbzeit: Hatten die Pfarrer in der ersten Hälfte der Partienoch mit feinem Passspiel mithalten können, so konnten sie im zweitenDurchgang dem Druck der Imame nur noch wenig entgegensetzen. Wirklichtraurig über die sieben Gegentore war der christliche Torwart GerritFunke aber nicht. «Es ist nicht schlimm, dass ich ein paar Budenkassiert habe. Wichtig ist, dass wir im Interesse des Friedensaufeinander zugehen», sagte der Notfallseelsorger.

Sein muslimisches Gegenüber Hasan Akyüzlü war früher Profi in derzweiten türkischen Liga. Er sagte zwar nach dem Spiel in bester Olli-Kahn-Manier «ich will weiter, immer weiter», meinte damit aber nichtdas Streben nach Titeln und Triumphen, sondern nach mehr Dialogzwischen den Religionen.