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Washington Donald Trumps unberechenbare Nordkorea-Strategie

Von Karl Doemens 11.08.2017, 00:15
US-Präsident Donald Trump (l.) und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un.
US-Präsident Donald Trump (l.) und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un. AP

Washington - Feuer und Wut brodeln in seinem Inneren. Doch am Donnerstag hatte sich Donald Trump zunächst einen neuen Gegner ausgesucht: „Kann man glauben, dass Mitch McConnell, der sieben Jahre lang nach der Abschaffung (von Obamacare) gekreischt hat, es nicht hinkriegt?“, schoss der US-Präsident am Morgen den Mehrheitsführer der Republikaner im Senat an. Es schien, als würde sich Trump nach seinem martialischen Ausbruch in Richtung Nordkorea wieder der Innenpolitik zuwenden.

Doch die diplomatische Atempause hielt nicht lang. Kurz vor 15 Uhr amerikanischer Zeit trat Trump an seinem Urlaubsort in New Jersey vor die Presse. Ob seine Drohung mit einer Reaktion auf das nordkoreanische Atomwaffenprogramm, „wie sie die Welt noch nicht erlebt hat“, zu hart sei, stellte sich der Präsident zu Beginn eine rhetorische Frage. „Vielleicht war sie nicht scharf genug“, lautete seine Antwort. Nordkorea drohe den USA schon so lange, dass es höchste Zeit sei, ein Machtwort zu sprechen. Und nochmal: „Wenn überhaupt, dann war die Äußerung nicht scharf genug.“

„Die Amerikaner sollten nachts gut schlafen“

Die Eskalation der hochgefährlichen Situation ist typisch für Trump. Zurückweichen gilt dem Immobilienmogul als Zeichen von Schwäche. Und fast hätte man glauben können, die US-Regierung wolle seine apokalyptische Beschwörung von „Feuer und Wut“, die über dem nordkoreanischen Volk niedergehen könnten, etwas abmildern. Die Formulierung sei mit keinem seiner Berater abgesprochen gewesen, hieß es am Mittwoch in Washington. Und Außenminister Rex Tillerson hatte auf dem Rückflug von Gesprächen in Asien beruhigend versichert, derzeit gehe von dem Regime in Pjöngjang keine akute Gefahr aus: „Die Amerikaner sollten nachts gut schlafen“.

Das klang deutlich gedämpfter als Trumps alttestamentarischer Ausbruch. Die Medienleute der Regierung bemühten sich eifrig, die Gegensätze zu verkleistern. „Das waren seine eigenen Worte. Aber der Grundton und die Deutlichkeit sind vorher diskutiert worden“, trat Trump-Sprecherin Sarah Sanders dem Eindruck zunehmend unkontrollierbarer präsidialer Eruptionen entgegen. Auch Heather Nauert, die Sprecherin des Außenministeriums, beteuerte: „Wir sprechen alle mit einer Stimme.“

Berater stünden nicht hinter Trumps Aussagen

Der öffentliche Eindruck war anders. Viele US-Medien berichteten am Donnerstag, auch unter den engsten Beratern Trumps wachse die Irritation über die sprunghaften Alleingänge des Präsidenten. Den Berichten zufolge gibt es im Weißen Haus zwei Denkschulen: Während Verteidigungsminister James Mattis und Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster – zwei Ex-Generäle -  grundsätzlich für einen harten Kurs im Umgang mit dem stalinistischen Regime in Nordkorea plädieren, hält Chefstratege Stephen Bannon den Konflikt mit China für wesentlich wichtiger und rät, Diktator Kim Jong Un nicht durch zu viel Aufmerksamkeit aufzuwerten. Außenminister Tillerson wiederum bemüht sich um eine diplomatische Lösung. Weder die Tauben noch die Falken im Weißen Haus würden jedoch die „Feuer-und-Wut“-Metapher unterstützen, berichtete die New York Times.

Nun will Trump offenbar beweisen, dass er sich von seinem Umfeld nicht beeinflussen lässt. Noch vor Beginn einer für den Nachmittag angesetzten Unterrichtung zur Sicherheitslage legte er am Donnerstag nach. Falls Nordkorea daran denke, irgendjemand anzugreifen, der mit den USA verbunden sei, „werden Dinge passieren, die man nicht für möglich gehalten hätte“, drohte er. „Was kann härter sein als Feuer und Wut?“, fragte ein Reporter. „Sie werden es sehen“, antwortete Trump vielsagend.