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Historisches Treffen Donald Trump und Kim Jong Un: Viel Pomp - Experten bewerten Trump-Kim-Gipfel zurückhaltend

Von Damir Fras 12.06.2018, 13:38
Donald Trump und Kim Jong Un schütteln sich die Hände.
Donald Trump und Kim Jong Un schütteln sich die Hände. AP

Berlin - In der Welt des Donald Trump wimmelt es von Schnorrern und Verlierer-Typen. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel gehört nach Auffassung des US-Präsidenten dazu, außerdem der liberale kanadische Premier Justin Trudeau. Der sei „unehrlich und schwach“, meinte Trump, als er am Wochenende den G7-Gipfel im kanadischen La Malbaie platzen ließ.

In der Welt des Donald Trump gibt es aber auch richtige Männer. Breitbeinige Kerle wie ihn eben, die sich nichts gefallen lassen und ihre Interessen mit aller Macht durchsetzen können. Was sie sonst noch so treiben, interessiert nicht weiter. Russlands Präsident Wladimir Putin gehört in diese Kategorie, auch Chinas Staatschef Xi Jinping. Und neuerdings der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un.

„Ich habe gelernt, dass er ein sehr talentierter Mann ist. Und ich habe außerdem gelernt, dass er sein Land sehr liebt“, sagte Trump am Dienstag nach seinem historischen Treffen mit Kim in Singapur. Das hatte sich vor wenigen Monaten noch anders angehört. Da bezeichnete  Trump den Nordkoreaner als „klein und fett“ – und der Diktator den Präsidenten als „alten Irren“.

Ein gewaltiges Spektakel

Das Treffen zwischen den beiden Staatschefs war ein gewaltiges Spektakel. Die praktischen Ergebnisse sind überschaubar – was Trump allerdings nicht davon abzuhalten scheint, zu glauben, dass der seit fast 70 Jahren schwelende Konflikt auf der koreanischen Halbinsel so gut wie beendet sei und die Verschrottung des nordkoreanischen Atom-Arsenals nur noch eine Frage der Zeit sei. Trump ist mal wieder ganz hingerissen – von sich selbst. Diesen Eindruck hinterließ er jedenfalls, als sich nach dem Treffen den Fragen von Reportern stellte.

Was Trump offenbar nicht realisiert hat, ist der Umstand, dass Kim bislang deutlich mehr Nutzen aus dem Gipfel ziehen konnte. Über Jahrzehnte hinweg galt Nordkorea als Paria-Staat. Der Name wurde in einem Atemzug genannt mit Ländern wie dem Iran, Libyen oder Myanmar.

Auf Augenhöhe mit viel Pomp

Nun aber traf sich Diktator Kim mit dem mächtigsten Mann der Welt – auf Augenhöhe und mit viel Pomp. Er bekam Sicherheitsgarantien für sein Land und kann sogar damit rechnen, in absehbarer Zeit ins Weiße Haus eingeladen zu werden. Kim musste keinerlei neue Zusage in Bezug auf die Vernichtung seiner Atomwaffen und Trägersysteme machen. Er bekräftigte nur bisherige, ziemlich vage Ankündigungen. Trump hingegen kündigte an, die gemeinsamen Manöver mit seinem Verbündeten Südkorea zu stoppen. „Diese Kriegsspiele sind sehr teuer“, sagte der Präsident.

Aus der Sicht von Korea-Experten und Friedensforschern besteht der Wert des Treffens vor allem darin, dass es überhaupt stattfand. „Das ist ein erster Schritt, der in einen Friedensvertrag auf der koreanischen Halbinsel münden könnte“, sagte am Dienstag etwa Nicole Deitelhoff von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung. Bislang lägen aber nicht mehr als Absichtserklärungen vor. Die Politologin Ursula Schröder von der Universität Hamburg meinte: „Das ist definitiv eine historische Chance, die genutzt werden muss, aber auch verspielt werden kann.“ Allerdings sei nur schwer einzuschätzen, wie es jetzt weitergehen werde, was vor allem an dem sprunghaften außenpolitischen Verhalten des US-Präsidenten liege.

Bernhard Bartsch von der Bertelsmann-Stiftung wiederum sagte: „Die optimistische Lesart des Trump-Kim-Gipfels ist: Hier ist Bewegung in eine festgefahrene Situation gekommen. Das könnte Handlungsspielräume für echte diplomatische Fortschritte schaffen. Die skeptische Lesart des Trump-Kim-Gipfels ist: Hier bedienen zwei Potentaten ihre persönliche Machtbasis – ohne Rücksicht auf ihr Volk oder den Frieden.“ Kim sei auf dem internationalen Parkett wieder gesellschaftsfähig, Trump könne sich jetzt seiner Gefolgschaft als großer Diplomat präsentieren.

Trump und seine Helfer versicherten am Dienstag, selbstverständlich auch mit Kim über Menschenrechte gesprochen zu haben. Auch in dieser Hinsicht gilt die Lage in dem Land als desaströs. Das Thema sei aber nur verhältnismäßig kurz zur Sprache gekommen, räumte der Präsident ein. Aber er scheint in dieser Hinsicht seinem neuen Buddy Kim zu vertrauen: „Ich glaube, er will was machen. Er will die richtigen Dinge machen.“