Deutschland Deutschland: Bundesregierung sucht Dialog mit Religionen

Berlin/dpa. - Der Dialog solle gerade jetzt nach den Anschlägen «das Klima inDeutschland verbessern», sagte Regierungssprecher Uwe-Karsten Heyenach dem Gespräch. Es müsse auf jeden Fall der Eindruck verhindertwerden, der Islam solle bekämpft werden. Jede Religionsgemeinschaftsei in Deutschland frei und geschützt.
Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Nadeem Elyas,bezeichnete das Gespräch mit dem Kanzler als «von beiden Seitenoffen». Er bekräftigte, dass die islamische Welt gegen jede«kriegerische Auseinandersetzung» sei, da hier immer die Bevölkerungin Mitleidenschaft gezogen werde.
Bei einem «Flächenbrand» in dem Konflikt befürchtet Elyas auch inDeutschland Übergriffe gegen die islamische Bevölkerung. Die Muslimein Deutschland seien auf jeden Fall daran interessiert, dass dieinnere Stabilität nicht gefährdet werde. Jeder Moslem werde auchseiner «bürgerlichen Pflicht» nachkommen, Straftaten zu melden.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland,Manfred Kock, zeigte sich sehr skeptisch, dass eine «kriegerischeAuseinandersetzung geeignet ist, den Terrorismus zu bekämpfen». Erräumte ein, dass es für die betroffenen Regierungen sehr schwierigsei, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um den Terrorismus an seinerWurzel auszureißen.
Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,Heinrich Mussinghoff, machte für die katholische Kirche deutlich,dass der Terrorismus notfalls mit militärischen Mitteln bekämpftwerden müsse. Allerdings gelte es, «ein zweites Vietnam zuvermeiden». Man müsse genau abwägen, wie ein Krieg gegen den Islaminsgesamt verhindert werden könne.
Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, PaulSpiegel, sagte nach dem Treffen, US-Präsident George W. Bush habe inseiner Rede gezeigt, dass es ihm hier nicht um einen Krieg gehe,sondern um die Zerschlagung des Terrorismus. Elyas rechnet dagegenmit einem «Krieg ohne definierte Fronten. Das ist das Gefährliche»,sagte er. Er befürchte auch, dass die Gelegenheit genutzt werde,«alte, offene Rechnungen zu begleichen».