Deutscher Schreinermeister von Taliban entführt?
Kabul/Berlin/dpa. - Drei Tage nach der Entführung des Deutschen Harald Kleber in Afghanistan ist nach wie vor unklar, wer den 42- Jährigen in seiner Gewalt hat. Nach Informationen der «Bild»-Zeitung geht die Bundesregierung inzwischen von einem politisch-kriminellen Hintergrund aus.
Es lägen Hinweise vor, dass der Schreinermeister von radikal-islamischen Taliban verschleppt wurde, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Sicherheitskreise. Das Auswärtige Amt wollte sich nicht dazu äußern. Jedoch gehe man «inzwischen von einer Entführung aus», hieß es in Berlin. Dort hatte zuvor ein Krisenstab seine Arbeit aufgenommen. Am Dienstag hatte sich auch der afghanische Geheimdienst NDS in den Fall eingeschaltet.
Laut «Bild»-Zeitung ist ein familiärer Hintergrund der Entführung nach derzeitigem Erkenntnisstand ebenso auszuschließen wie Spekulationen, Kleber, der in Deutschland mit Haftbefehl gesucht wird und wegen Betruges vorbestraft sein soll, könnte die Entführung selber «inszeniert» haben. Nach Informationen der «Nürnberger Nachrichten» ist der 42-Jährige bereits in den 90er Jahren in seiner Heimatstadt Fürth wegen mehrerer Betrugsfälle aufgefallen. Ein entsprechender Bericht der Zeitung wurde von der Polizei bestätigt. In Afghanistan soll Kleber Hilfsgelder veruntreut haben.
In Berlin nahm der Krisenstab des Auswärtigen Amtes (AA) am Dienstag seine Arbeit auf. Eine AA-Sprecherin sagte, man bemühe sich gemeinsam mit der Botschaft in Kabul um Aufklärung. Bislang hat sich niemand zu der Entführung bekannt. Auch Lösegeld- oder politische Forderungen wurden nicht bekannt.
Die afghanische Polizei sucht unterdessen weiter nach Kleber. Der Deutsche lebt seit mehreren Jahren in der westafghanischen Stadt Herat. Er ist zum Islam konvertiert, hat den muslimischen Namen Abdul Rahman angenommen und ist mit einer Afghanin verheiratet. Nach Polizeiangaben war er am Sonntag auf dem Rückweg von seinen Schwiegereltern im Dorf Toteschi nach Herat-Stadt entführt worden.