Deutsche Sprache Deutsche Sprache: «Krankschreiben» sieht besser aus als «krank schreiben»
Mannheim/dpa. - Unklar bleibt, welche Auswirkungen die Ergebnisse für die Schulen haben werden. Der Fahrplan sieht bislang vor, dass die am 1. August 1998 in Kraft getretenen neuen Schreibregeln an Schulen und in Behörden am 1. August 2005 verbindlich werden. Selbst bei einer Einigung des mit Kritikern und Befürwortern der Rechtschreibreform besetzten Rates wird es zumindest bei den Neuerungen voraussichtlich eine nochmalige Übergangsfrist geben - was vor allem für die Fehlerkorrektur an den Schulen gravierende Folgen hätte.
Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat bereits angekündigt, dassnur die unstrittigen Teile der Reform in Kraft treten werden. Wanndie zu erwartenden Änderungen umgesetzt werden, ist offen. Alsrealistisch wird bereits ein Zeitraum von einem Jahr genannt. Immermehr bewahrheitet sich nun auch die Befürchtung des Ratsvorsitzendenund früheren bayerischen Kultusministers Hans Zehetmair (CSU), dassder Expertenrunde die Zeit durch die Finger rinnt: Neben dem Komplexder Getrenn- und Zusammenschreibung wollen die Sprachhüter auchÄnderungen zur Silbentrennung und Zeichensetzung sowie derEindeutschung von Fremdwörtern vorlegen.
Bei der bislang für den 1. Juli geplanten letzten Ratssitzung solleine Beschlussvorlage beim Thema Silbentrennung und Zeichensetzungzur Abstimmung kommen. Um doch noch alle strittigen Fälleabzuhandeln, werden bei der Sitzung am 3. Juni voraussichtlichweitere Termine festgelegt. Bis zu den jeweiligen Ratssitzungenbereiten kleine, siebenköpfige Arbeitsgruppen mit Vertretern allerInteressengruppen die Themen vor.
Die Änderungsvorschläge des Rates bei der Getrennt- undZusammenschreibung zielen auf ein stärkeres Gewicht der Semantik. Daswürde bedeuten, Verben wie krankschreiben, kranklachen odervollquatschen werden nicht mehr getrennt geschrieben. Auch beimZusammentreffen von Adverbien und Verben wie bei auseinandersetzen oder vorhergehen ist in vielen Fällen wieder eine Zusammenschreibung vorgesehen, weil diese vom Sinn her eine Einheit bilden.
Sollten sich die Experten aus dem deutschsprachigen Raum auf einegemeinsame Linie einigen können, werden die Beschlüsse Verbänden ausSchulen und Behörden zur Anhörung vorgelegt. DieKultusministerkonferenz hat dann im Verbund mit Österreich und derSchweiz das letzte Wort.
Der nach heftiger Kritik an der Rechtschreibreform von der KMKinitiierte Rat für deutsche Rechtschreibung hatte sich Endevergangenen Jahres konstituiert. Er setzt sich ausSprachwissenschaftlern, Vertretern von Verlagen, Schriftsteller- undJournalistenverbänden, Lehrerorganisationen sowie desBundeselternrates zusammen.
18 Mitglieder der Runde kommen aus Deutschland, je 9 ausÖsterreich und der Schweiz sowie je ein Vertreter aus Liechtensteinund Bozen-Südtirol. Die zwei Plätze der Akademie für Sprache undDichtung sind weiter vakant. Die Akademie wird durch den PotsdamerGermanistikprofessor Peter Eisenberg vertreten, der aber keinStimmrecht in dem Gremium hat. Beschlüsse können nur mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit gefällt werden.